Das Tätigkeitsfeld des Tele-Tutors nimmt Gestalt an. Teils sind seine Kompetenzen die einer traditionellen Lehrkraft, teils verlangt das Arbeiten im virtuellen Klassenzimmer ganz spezielle Fertigkeiten. Fest steht: Auch wenn das selbstständige Lernen mit der persönlich ausgewählten Lerngeschwindigkeit, den frei wählbaren Zeiten und Orten sowie der individuell festgelegten Lerntiefe der Dreh- und Angelpunkt des e-Learnings ist, geht es nicht ohne den Betreuer. 'Für uns ist der Tutor das entscheidende Qualitätskriterium für erfolgreiche Lehrgänge', sagt Holger Puchalla von der Zentralstelle des Handwerks für Weiterbildung, die zusammen mit Partnern über 300 Online-Trainer qualifiziert hat.
Für Frühaufsteher scheint der Beruf wenig geeignet, eher für Nachteulen. Denn e-Tutoren, auch Tele-Coaches oder Tele-Tutoren genannt, scheinen vielfach in den Abendstunden oder nachts und vor allem am Wochenende zu arbeiten. Das zumindest ist die Erfahrung von Günter Siegel, der neben seiner Tätigkeit als traditioneller Hochschullehrer an der Technischen Fachhochschule Berlin im Online-Studium der virtuellen Fachhochschule als e-Tutor engagiert ist. 'Man muss sich etwas umgewöhnen', kommentiert er die für einen Lehrer ungewöhnlichen Arbeitszeiten. Denn die Studenten der virtuellen Fachhochschule sind größtenteils Berufstätige, die neben ihrem Job nur nach Feierabend oder am Wochenende Zeit für ihr Online-Studium am Computer haben.
Zahlen über das neue Tätigkeitsfeld liegen noch nicht vor. Die meisten der als e-Tutoren Tätigen kommen aus der Weiterbildung und waren beispielsweise zuvor als Trainer in einem Unternehmen aktiv. Manche sind ausgewiesene Experten für ein Themengebiet, haben seit jeher Mitarbeiterschulungen in diesem Bereich gemacht und nun das e-Learning als neue Lernform entdeckt. Je nach Auftraggeber sind e-Tutoren als Selbstständige oder Angestellte tätig.