Neuer Ethik-Verband: Kein erhobener Zeigefinger

Geben Unternehmensbosse ihr ethisches Bewusstsein am Firmentor ab, wenn sie sich an ihr Tagewerk machen? Nachrichten über raffgierige und korrupte Manager scheinen diese Vermutung zu bestätigen. Dass viele Wirtschaftsvertreter zumindest nicht daran gewöhnt sind, ihr Handeln ethisch zu hinterfragen, weiß Ulf D. Posé, Präsident des im Dezember 2003 in Frankfurt/Main gegründeten Ethikverbandes der Deutschen Wirtschaft (EVW) e.V. Die Verbandsmitglieder - unter ihnen der Jesuitenpater und Managementberater Professor Dr. Rupert Lay, als Ehrenpräsident - haben es sich zum Ziel gesetzt, Manager und Unternehmer dabei zu unterstützen, ethisches Bewusstsein aufzubauen. Dies soll nicht mit erhobenem Zeigefinger geschehen, sondern gemeinsam mit den Betroffenen, ausgerichtet an ihren Bedürfnissen.
.
Da Firmenchefs Gewinne erwirtschaften wollen, sind sie, so glaubt Posé, an einem reibungsarmen sozialen Miteinander interessiert. Und dazu brauche es ethische Grundsätze. Haben sich Unternehmer und Manager dies erst einmal bewusst gemacht, müssen auch keine Werte von außen an sie herangetragen werden. 'Davon gibt es in der Wirtschaft bereits genug. Es kommt vielmehr darauf an, sich für Werte zu entscheiden und dann auch an ihnen festzuhalten', so der Berater. Dass der Zielgruppe diese Vorstellung nicht unattraktiv erscheint, beweist der Zustrom von fast 100 Mitgliedern, den der Verband in der kurzen Zeit seines Bestehens bereits erfahren hat. Arbeitskreise und eine Internetplattform sollen den Dialog zwischen den Mitgliedern stützen. Darüber hinaus will die Vereinigung ein Ethik-Lexikon verfassen, das so undurchsichtige Begriffe wie 'Sittlichkeit' oder 'Werte' definieren soll. Ein weiteres Ziel ist die Entwicklung eines Zertifizierungsprogramms für das Wertemanagement in Unternehmen. Alljährlich soll darüber hinaus ein Ethik-Award an einen herausragenden Manager oder Unternehmer vergeben werden.