Anfang Juli 2008 unterzeichneten die Otto-Gruppe, Hamburg, und die Leuphana Universität Lüneburg einen Kooperationsvertrag, in dem eine gemeinsame akademische Weiterbildung für Führungskräfte der Otto-Gruppe vereinbart wurde. Es handelt sich um einen berufsbegleitenden, zweijährigen MBA-Studiengang, der auf den internationalen Otto-Nachwuchs zugeschnitten und ausschließlich Otto-Managern vorbehalten ist, aber dennoch mit einem regulären Master-Titel abschließt. 'So, als ob das vorhergehende Studium ohne Unternehmen stattgefunden hätte', erläutert Leuphana-Vizepräsident Holm Keller.
In Deutschland ist solch eine Kooperation bislang einmalig. An Unis wie Harvard, Oxford oder Yale dagegen sei das Verfahren längst gang und gäbe, betont Keller. Die Kooperation zwischen Uni und Unternehmen erschöpft sich indes nicht in dem neuen MBA. Vielmehr wird die Otto-Gruppe auch eine Professur im Bereich Strategisches Management an der Leuphana Universität einrichten. Der Austausch von Wissen und Information, zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, stehe für Otto bei der Kooperation im Vordergrund, so Vorstandsmitglied und Personalchef Alexander Birken. Der Konzern will durch das Bündnis aber auch im Recruitment punkten: 'Durch die Öffentlichkeitswirkung möchten wir uns auf dem stark umkämpften Markt für Führungskräfte profilieren', sagt Birken.
Die Hochschule, die vom Land Niedersachsen eher dürftig mit finanziellen Mitteln bedacht wird, frohlockt ihrerseits. Die Summe, die Otto jährlich für den neuen Studiengang zahlt, ist nämlich höher kalkuliert als die eigentlichen Kosten des Studiengangs, und die Überschüsse sollen der allgemeinen Lehre und Forschung an der Uni zugute kommen. Niedersachsens Wirtschaftsminister Lutz Stratmann lobte die Kooperation denn auch als 'Impuls und Wegweiser für den bildungspolitischen Wandel'. Doch gibt es auch Kritiker der Kooperation. So steht etwa der Allgemeine Studierenden-Ausschuss (AStA) dem engen Bund mit Otto ablehnend gegenüber. AStA-Sprecher Björn Glüsen betont: 'Eine Privatisierung der hochschulischen Bildung lehnen wir entschieden ab.' Vor allem befürchtet die Studentenvertretung, dass sich die Landesregierung angesichts so viel privaten Engagements aus der eigenen finanziellen Verantwortung stiehlt. Gut 20 Professuren seien an der Uni derzeit nicht besetzt. Vor diesem Hintergrund sei es unhaltbar, dass sich Unternehmen Studiengänge kaufen, so Glüsen.