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Übersicht AnsprechpartnerBeitrag von Yana Fehse aus managerSeminare 290, Mai 2022
Toxische Positivität: Was die systematische Unterdrückung von Ärger und Wut mit uns macht
Ärger-Forschung: Wie Wut die analytische Kompetenz schärft
Fokus auf Soll-Ist-Differenzen: Warum Wut ein Seismograf für Verbesserungspotenzial ist
Wütend weiterkommen: Wie Wut helfen kann, aus der Komfortzone auszubrechen
Soziales Faulenzen und andere Ärgernisse: Wie sich die Energie der Wut für die Verbesserung des Teamklimas nutzen lässt
Abbauende Atmung: Wie zu hoch gekochte Wut auf ein konstruktives Level gesenkt werden kann
Wann waren Sie zuletzt so richtig zornig? Wann sind ihre Gefühle das letzte Mal so richtig hochgekocht, sodass Sie gar nicht anders konnten, als sie herauszulassen? Und wie haben Sie sich danach gefühlt? Die meisten Menschen empfinden Scham und Reue, wenn Sie an vergangene Wutausbrüche oder auch nur Wutmomente denken – egal, ob die Wut sie am Arbeitsplatz im Umfeld der Kolleginnen und Kollegen oder auch alleine zu Hause ereilt hat. Das ist wie nach einer Feier, auf der man zu tief ins Glas geschaut hat. Der Kater kommt unweigerlich – und mit ihm das miese Gefühl, undiszipliniert gewesen zu sein und sich danebenbenommen zu haben.
Dabei gibt es eigentlich keinen Grund, sich für Wut zu schämen. Denn Wut und ihre „schwächere“ Variante respektive ihre Vorstufe, Ärger, sind vor allem eines: menschlich. Es handelt sich bei ihnen um grundlegende Emotionen, die in unserer DNA liegen. Dass wir zumeist trotzdem Scham empfinden, liegt am Einfluss unseres sozialen Umfeldes, das uns kontinuierlich und immer stärker suggeriert, dass Wut nicht gut ist. Große Teile der Gesellschaft haben Wut schon lange auf die Tabu-Liste gesetzt. Und auch die moderne Firmenphilosophie hat für sie keine Verwendung. Stattdessen wird in vielen Unternehmen versucht, mit großem Aufwand ein kollektives Gefühl von Harmonie und Zufriedenheit zu erzeugen – das fängt bei der Feng-Shui-Büroeinrichtung an und endet bei einer Gesprächskultur, die nur noch eine einzige Oktave in Dur kennt. Moll und höhere Tonlagen sind tabu. Wer in Wut gerät und sie trotzdem anschlägt, hat schnell einen Totschlagvorwurf gegen sich: „Du schreist ja!“
Der rosarot angemalte Gipfel des Harmonietrends ist ein Phänomen, das toxische Positivität genannt wird. Gemeint ist damit die – aufgrund von mehr oder weniger subtilem äußeren Druck – systematische Verdrängung negativer Emotionen, vor allem eben von Wut und Ärger. Stattdessen wird versucht, alles grundsätzlich schönzudenken und schönzureden. Als toxisch wird diese Art der Positivität deshalb bezeichnet, weil sie regelrecht krank machen kann. Emotionen zu verdrängen bzw. zu versuchen, sie durch gegenteilige zu ersetzen, erzeugt Stress und Dissonanzgefühle. Insbesondere für extrovertierte Menschen, die ihre Gefühle stärker auf der Zunge tragen, ist das geradezu Gift, das ihnen den Hals eng werden lässt und ihnen die Luft zum Atmen nimmt.
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