Vertrauen ist die Annahme, dass unsere Erwartungen an Menschen oder Entwicklungen eintreffen. Es ist der feste Glaube an die Wahrheit einer Aussage, an die Verlässlichkeit von Menschen und Institutionen, an ihre Fähigkeit, das Richtige zu tun. Vertrauen bedeutet, sich auf einen fairen Umgang miteinander zu verlassen. Und darauf, dass die Akteure in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft ihre soziale Verantwortung wahrnehmen. Doch immer wieder wird unser Vertrauen enttäuscht – und wir sind selbst mit schuld daran.
Ein Grund dafür ist, dass wir falsche Maßstäbe ansetzen. In dem Buch 'The speed of trust' fordert Stephen Covey, ein sehr bekannter amerikanischer Trainer, eine Ehrlichkeit, die gleichbedeutend ist mit unbedingter Wahrheit. Ein ordentliches Missverständnis für Vertrauensbildung. Zuviel Wahrheit schafft am Ende eher Konflikte als Vertrauen. Häufig genug werden Menschen dafür bestraft, wenn sie ihre Gefühle und Schwächen offen und ehrlich vor anderen ausbreiten.
Ein anderer Fehler ist Vertrauensseligkeit. Der Soziologe Niklas Luhmann hat Vertrauen als eine riskante Vorleistung an die Zukunft beschrieben. Die erbringen wir immer dann, wenn wir auf unüberschaubare Zustände stoßen, wenn uns Informationen fehlen oder die nötige Bewertungskompetenz. Nach Luhmann nehmen wir dann die Zukunft positiv vorweg und handeln so, als ob die Zukunft sicher wäre. Doch sie ist es nicht. Vertrauen ist deswegen ein so hohes und sensibles Gut, weil es jederzeit missbraucht, gebrochen oder einseitig auslegt werden kann.