Auf unsere Meinung halten wir etwas: Wir wissen, was wir wissen und was wir meinen, das meinen wir auch so. Schließlich haben wir uns unsere Meinung gebildet und nicht einfach aus der Luft gegriffen. Wir lesen Zeitungen und Magazine, sprechen mit Freunden und Kollegen, sammeln also verschiedene Informationen und Perspektiven, um zu einer dezidierten eigenen Meinung zu kommen. Schön wär’s.
Zwar reden wir mit anderen über strittige Themen, aber wir reden in aller Regel nur mit jenen Menschen, die ähnlich gelagerte Interessen haben wie wir selbst – und stempeln die anderen als Querulanten und Querköpfe ab. Zwar lesen wir Artikel, Meldungen und Kommentare über kontrovers diskutierte Themen, aber vor allem jene, die zu unserer Meinung passen – die anderen ignorieren wir und betrachten sie als komisches Geschreibsel. Unser vermeintlicher Meinungsbildungsprozess ist in Wirklichkeit eher ein Meinungsbestätigungsprozess. Gebildet haben wir uns die Meinung längst vorher – meistens, indem wir sie von irgendjemandem übernommen haben, weil sie gut klang, dieser Jemand charismatisch oder sympathisch ist. Mit fundierter Meinungsbildung hat das wenig zu tun.