Doch. Bestimmt. Ganz sicher. Schön, wenn jemand weiß, wovon er spricht. Was jedoch viele Manager an Gewissheiten, Erfahrungen und Erkenntnissen mit sich herumtragen, ist oft nicht mehr als eine Meinung. Die mag fundiert sein, ihre Gültigkeit bleibt dennoch subjektiv – und begrenzt. Dennoch halten Menschen, vor allem, wenn sie es mit ihrer Meinung schon weit gebracht haben, an ihren persönlichen Überzeugungen fest, als seien sie die absolute Wahrheit: 'Ich weiß doch, was ich weiß.'
Doch zwischen Gewissheit und Wahrheit besteht ein Unterschied: Wahrheit ist die Summe aller möglichen Aussagen, die unwiderlegbar richtig und völlig täuschungssicher sind. Gewissheit dagegen ist eine Überzeugung, an der ich nicht mehr sinnvoll zweifeln kann. Wahrheit ist also, kurz gesagt, irrtumsfrei, Gewissheit nur frei von Zweifel.
Seine persönlichen Gewissheiten für eine allgemeingültige Wahrheit zu halten – und auch für andere bindend – ist eine sehr menschliche Regung. Aber auch eine, die auf dieser Welt schon sehr viel Elend erzeugt hat. Denn das Übel in der Welt geschieht selten durch bösen Willen, sondern vor allem durch die Gewissheit, besser zu wissen als andere, was richtig und was falsch ist. Das ist jedoch nichts anderes als Dogmatismus. Wer die Wahrheit gepachtet zu haben glaubt, schadet sich aber auch selbst. Denn er schließt Irrtümer für sich aus – und beraubt sich einer der wichtigsten Chancen im Leben, die es gibt: der Möglichkeit, neue Erkenntnisse zu gewinnen. Nur wer weiß, dass er lediglich über Gewissheiten verfügt, ist für neue Erkenntnisse offen.