'Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort', sagte einmal ein meineidiger Ministerpräsident, 'I never had sex with this woman', ein ehebrüchiger US-Präsident. Mit den Worten 'weil ich ein absolut reines Gewissen habe' beteuerte ein koksender Fußballtrainer seine Unschuld. Alle sprachen mit dem Augenaufschlag gekränkter Ehrbarkeit. Alle haben gelogen. Das war nicht nur unehrlich, es war unaufrichtig. Das ist ein Unterschied.
Aufrichtig – der Begriff hat sich aus 'aufrecht gehen' entwickelt und bezeichnete zunächst nur eine Körperhaltung. Heute nennt man so ein Handeln, dem ein ethisch gutes Denken zugrunde liegt. Der aufrichtige Mensch verzichtet auf Imponiergehabe oder Fassadentechnik. Er muss nicht Eindruck schinden, sein Wissen heraushängen lassen, professionelles Gehabe an den Tag legen. Der aufrichtige Mensch bleibt sich selbst treu. Dazu gehört es, die eigene Überzeugung, die eigenen Gefühle authentisch auszudrücken.
In der Interaktion mit anderen Menschen sind wir aufrichtig, solange wir mit ihnen so sprechen, wie sie mit uns reden können, ohne dass unsere Beziehung dadurch gefährdet würde. Störungen entstehen durch Herabsetzung oder Bevormundung des Gesprächspartners. Nur allzu schnell und unüberlegt werden Menschen lächerlich gemacht, nicht ernst genommen, kontrolliert oder gedemütigt.