Mit dem Crash der Weltwirtschaft kam das reinigende Gewitter, das längst fällig war: Die Übertreibungen sind vorbei, die Gier ist abgestraft, die Schurken sind entlarvt. Gaunermethoden im Management laufen nicht mehr, das ewige 'noch mehr' ist allenthalben verpönt, die ständig nur Gewinn maximierende Business-Community ist geläutert. Die allgemeine Einsicht lautet: 'So geht es nicht weiter. Der Manager von morgen muss ein Gutmensch sein.'
So strebt es zumindest die Harvard Business School an. Die Krise hat sie zum gebrannten Kind gemacht, jetzt gibt sich der Großversorger der Chefetagen mit CEO-Kandidaten moralbewusst. Absolventen der traditions- wie einflussreichen Ausbildungsstätte treten neuerdings zum Schwur an. Ein Eid auf das Gute soll die Exzesse, an der Havardianer in der Vergangenheit an führender Stelle beteiligt waren, verhindern. Der Manager, so sieht es die Selbstverpflichtung vor, dient ab sofort höheren Zielen. Die gnadenlose Jagd nach dem Gewinn ist nicht mehr: 'n meiner Funktion als Manager diene ich in erster Linie dem gesellschaftlichen Gemeinwohl' heißt der erste Satz des Gelöbnisses. Es verpflichtet Führungskräfte auf einen Weg, der langfristig den gesellschaftlichen Nutzen des Unternehmens steigern soll, sagt die Präambel des Schwurs. Der Absolventenjahrgang 2009 war der erste, der den Eid ablegte.
Manche deutsche Business School will der Harvard-Universität nicht nachstehen: Manager, die wie hochgezüchtete Bluthunde nur nach der höheren Rendite jagen, soll es nicht mehr geben. Diese Auffassung vertritt Professor Christopher Jahns, Präsident der European Business School (EBS): 'Der ehrbare Kaufmann ist bei uns nicht erst seit der Krise wieder ein Leitbild.'
Extras:- Das Gelöbnis der Manager von morgen: Der Eid der Harvard-Absolventen in der Übersetzung
- Literaturtipps: Drei Kurzrezensionen von Büchern über Werteorientierung in der Wirtschaft