Es sollte eine Binsenweisheit sein: Um eine besonders gute Leistung zu bestärken und beständig zu machen, muß diese anerkannt werden. Es ist also positive Kritik gefragt. Leider halten sich viele Führungskräfte nach wie vor eher an die Maxime: 'Ich melde mich nur, wenn etwas nicht stimmt, ansonsten tut der Mitarbeiter lediglich seine Pflicht'. In neuerer Zeit erhält diese Art von 'Führungsmoral' noch Rückendeckung durch populäre Autoren wie Reinhard Sprenger, die mit dem Slogan 'Alle Motivierung zerstört die Motivation' unheilschwanger von 'Manipulationsverdacht' sprechen und der etwas verschlissenen Erkenntnis das Wort reden, daß mechanisch eingebaute 'Lobintervalle' und übertrieben verteilte Anerkennung eben nicht motivieren1. Auch seine Hinweis, daß Menschen keine 'Reiz-Reaktions-Maschinen' seien, Lob 'hochgradig manipulativ gehandhabt' wird und Anerkennung stets eine Macht symbolisierende 'Geste von oben nach unten' sei, taugen mehr für eine ethisch-metaphysische Grundsatzdiskussion als für praktische Führungshinweise. Rein pragmatisch muß ich feststellen, daß erstens der Mensch trotz aller moralischen Bedenken auf Reize wie Anerkennung und Kritik reagiert, zweitens beide selbstverständlich der Manipulation dienen und drittens eben deshalb auch Mitarbeiter ihre bisweilen verstörten Vorgesetzten loben können und sollen.
Obwohl ich selbst von dem Motivations-Konzept des berühmten Konrad Lorenz nicht überzeugt bin, so hat mich doch in einem Gespräch mit einem seiner Schüler, dem in Berlin lehrenden Prof. Felix von Cube, dessen These nachdenklich gestimmt, daß Anerkennung zu geben zugleich eine der erfolgversprechendsten Methoden zur Sicherung des Betriebsklimas sei: Es handle sich hierbei 'um die humanste Form der Befriedigung des bei jedem Menschen vorhandenen Aggressionstriebes'. Ich glaube zwar nicht an einen angeborenen Aggressionstrieb, aber wie auch immer man es wendet, wird man eine zumeist verhängnisvolle Neigung vieler Menschen zur Aggression und zum 'Siegen wollen' nicht leugnen können. Wenn man diesem Bedürfnis durch Anerkennung in der Arbeit Rechnung trägt, so ist, wiederum aus rein pragmatischer Sicht, ein weiteres Argument für die Anerkennung als Führungsmittel gefunden…