Der Aufwärtstrend in der Beratungsbranche hält an. Die Management- und Strategieberatungsunternehmen haben im vergangenen Jahr wieder kräftig zugelegt, wie aus der aktuellen Lünendonk-Liste der 25 umsatzstärksten Unternehmensberatungen hervorgeht. 20 der gelisteten Beratungsunternehmen konnten ihre Umsätze steigern, nur fünf Beratungshäuser mussten Rückgänge hinnehmen. Das durchschnittliche Umsatzplus fiel vergangenes Jahr mit 7,3 Prozent allerdings geringer aus als 2004 (8,7 Prozent) und auch als Anfang 2005 prognostiziert (10 Prozent). Dass die Beratungsunternehmen mit ihren Prognosen für 2005 etwas hoch gegriffen hatten, ist vor dem Hintergrund der damaligen Euphorie - eine dreijährige Durststrecke mit sinkenden Umsätzen war beendet - verständlich. 'Aber auch Wachstumsraten um sieben Prozent sind selbst im Beratungsgeschäft nicht zu verachten', beurteilt Dr. Heinz Streicher, Principal beim Beratungsunternehmen Lünendonk in Bad Wörishofen, die aktuellen Zahlen.
Die Kleinen machen die größten Umsatzsprünge
Betrachtet man die Zuwachsraten der Unternehmen im Zusammenhang mit deren Größe, bestätigt sich eine Entwicklung, die schon in den vergangenen Jahren zu beobachten war: Die kleinen und mittelgroßen spezialisierten Unternehmen wachsen am stärksten. Zu diesen zählen etwa die auf Risikomanagement spezialisierte d-fine GmbH (plus 25 Prozent), die Preisspezialisten Simon, Kucher & Partner (17,2 Prozent) oder die Controlling-Experten von Horváth & Partners (15,4 Prozent). Vor dem Hintergrund der sich nur langsam erholenden Konjunktur verwundert diese Entwicklung nicht: 'Die Unternehmen warten mit umwälzenden Vorhaben, für die sie meist große Beratungsunternehmen engagieren, erst einmal ab und lösen zuerst die überschaubaren, kurzfristigen Aufgaben', erklärt Principal Streicher.
Mit den gestiegenen Umsatzzahlen einher geht auch eine Zunahme der Mitarbeiterzahl: Im Schnitt beschäftigten die 25 betrachteten Unternehmen 2005 7,9 Prozent mehr Mitarbeiter als im Vorjahr. Ein Mangel an qualifizierten Beratungskräften, wie er vor den Umsatzeinbrüchen im Beratungsgeschäft zeitweise herrschte, droht aber nach Meinung von Streicher nicht: 'In den vergangenen Jahren sind viele qualifizierte Kräfte auf Grund mangelnder Angebote in der Beratungsbranche in andere Jobs ausgewichen. Das Angebotspotenzial ist also fürs erste vorhanden', ist Berater-Experte Streicher überzeugt.
Neue Listen-Struktur sorgt für mehr Transparenz
Die Beratungs-Experten von Lünendonk haben in der aktuellen Liste erstmals die Deutschland-Umsätze internationaler Unternehmen mit den Deutschland-Umsätzen deutscher Unternehmen verglichen. Bisher wurden deutsche Unternehmen gemäß ihres Gesamtumsatzes gelistet. Die neue Struktur sorgt für eine bessere Vergleichbarkeit der Beratungen, was ihre Position im deutschen Markt anbetrifft, heißt es im Kommentar zur Liste.
Zumindest in den Spitzenpositionen hat die neue Ranking-Struktur allerdings nichts geändert. Branchenprimus ist, wie im Jahr zuvor, McKinsey. Auf den Plätzen zwei und drei folgen - ebenfalls wie gehabt - Roland Berger und Boston Consulting. Im Mittelfeld gibt es dagegen einige Verschiebungen. Unternehmen wie Simon, Kucher & Partner, Horvà th & Partners und die Management Engineers GmbH tauchen auf der Liste einige Plätze weiter unten auf als im Vorjahr, weil sie jeweils einen großen Teil ihres Um-satzes im Ausland erzielen.
Insgesamt repräsentieren die 25 betrachteten Beratungsunternehmen rund 30 Prozent des deutschen Marktes, allein auf die ersten zehn entfällt ein Viertel des Gesamtvolumens (ca. 9,9 Milliarden Euro). Bei einer Zahl von insgesamt rund 14.000 Beratungsunternehmen, die sich nach Schätzungen des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater (BDU) auf dem deutschen Markt tummeln, weist der Berater-Markt also immer noch eine sehr starke Konzentration auf. Gleichwohl konnten die Beratungs-Experten von Lünendonk einen leichten Rückgang der Marktkonzentration ausmachen, der auf das größere Wachstum der kleineren Beratungsunternehmen zurückzuführen ist.