Manager und e-Learning: Lernen per Suchmaschine

'Frau Lüdenscheidt, drucken Sie mir doch bitte mal die Post des heutigen Tages aus.' - Dass Führungskräfte technikscheu sind und E-Mails von der Sekretärin abrufen lassen, ist ein altes Klischee - mit wahrem Kern. In früheren Jahren nämlich hatten Manager tatsächlich keine enge Beziehung zu Kollege Computer. Als Lernmittel kam dieser für sie schon gar nicht in Frage, weiß Dr. Frank Habermann, Director Consulting der imc AG, Saarbrücken, der zurzeit eine Studie zum computerbasierten Lernverhalten von Führungskräften durchführt.

Was das Zwischenergebnis bereits verrät: Die Dienste von Frau Lüdenscheidt sind nicht mehr gefragt. E-Mail ist das Kommunikationstool Nummer eins der insgesamt 500 befragten Chefs. Online-Chats sind den Managern zwar eher suspekt, am Konzept des Virtual Classroom und an asynchronen Diskussionsforen bekunden sie dagegen beachtliches Interesse. Während Führungskräfte allerdings fleißig das Internet nutzen, ziemlich häufig 'googeln', sich Dokumente aus dem Netz auf den PC herunterladen und ausdrucken, ist ihre Ablehnung gegenüber interaktiven Lernmodulen noch groß: Fast drei Viertel der Manager haben kein Interesse daran, sich damit weiterzubilden.

Ein Ergebnis, das durch eine an der Hochschule Niederrhein erstellte Studie über 'Trends und Bedarfe in der Qualifizierung von Führungskräften' Bestätigung findet. Die Autorin Claudia Göbel hat bei der Befragung von 3.727 Führungskräften und Personalern herausgefunden, dass selbstgesteuertes Lernen per WBT und CBT ganz unten auf der Rangliste der bevorzugten Lernformen rangiert - weit hinter Seminaren und Fachlektüre. Die von imc festgestellte Internet-Affinität mag sich indes daraus erklären lassen, dass die Befragten in dieser Untersuchung den Lernbegriff sehr breit definierten: Auch Informationsbeschaffung übers Netz ist aus Sicht der Manager Lernen.

Die Studie von Claudia Gödel ist im Rainer Hampp Verlag erschienen (ISBN: 3-87988-849-3) und kostet 19,80 Euro.