Auf einer Pressekonferenz zu den Aussichten für das zweite Halbjahr 2003 machte der Finanzvorstand von Oracle ein unübliches Statement: “Wir hoffen auf eine Ergebniserholung im kommenden Halbjahr. Allerdings sagte ich vor sechs Monate bereits genau dasselbe, ich habe das Vertrauen in meine Fähigkeit, die Zukunft vorhersagen zu können, verloren.”
Eine Niete in Nadelstreifen? Oder die realistische Einschätzung beschränkter Möglichkeiten in einer Zeit, in der nichts mehr fix ist? Die Lage ist hinlänglich bekannt und in aller Munde: schleppende Konjunktur, schwierige Märkte, Globalisierung, schnellere Innovationszyklen, zunehmende Komplexität. Folgen: höherer Veränderungsdruck, Leistungsdruck, Zeitdruck, Kostendruck. Ebenfalls bekannt, aber längst nicht in aller Munde, sind die Befindlichkeiten, die sich als Folge in die Unternehmen geschlichen haben und die letztlich auf einem Grundgefühl fußen, das wir alle kennen, das keiner haben und schon gar keiner zugeben will: Angst. Angst, die erwartete Performance - meist mehr in kürzerer Zeit mit weniger Mitteln - nicht bringen zu können, Angst, den Job zu verlieren, Angst, das Falsche zu tun. Die Symptome lassen sich in vielen Unternehmen erleben: Lähmung quer durch die Organisation, Igeltaktik, Tabuisierung, Sarkasmus, Demotivation.
Die Antwort auf die schwierige Lage mit ihren schwierigen Befindlichkeiten unter den Mitarbeitern scheint klar: Es braucht Führung, und zwar mehr und bessere. Wo Stabilität und vorhersagbare Zukunft fehlen, wo Angst und Orientierungslosigkeit herrschen, ist Sicherheit, Halt und Richtung gefragt. Folgerichtig mehren sich die Rufe nach einer Führungskraft, die uns souverän und motivierend durch die Untiefen und Unwägbarkeiten dieser Zeit leitet.
Extras:
- Info-Kasten: Fünf Führungsimperative und warum sie sich über Bord werfen lassen.