Der Raum ist bis auf den letzten Platz besetzt. 375 Besucher sind am frühen Abend des 26. Januar 2009 in den Vortragssaal der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main geströmt. Man sieht Studenten, Rentnerehepaare, bärtige Professoren-Typen. Der, auf den sie alle warten, ist ein bisschen zu spät dran. Aber als Berühmtheit kann man sich das schon mal erlauben.
Und erst recht, wenn es einem gelingt, sein Publikum von der ersten Sekunde seiner Rede an in Bann zu ziehen. Dem zierlichen Mann mit Wuschelfrisur, der schließlich ans Rednerpult tritt, gelingt es mit Bravour. Malcolm Gladwell, Wissenschaftsjournalist bei der amerikanischen Zeitung New Yorker, wirkt zwar auf den ersten Blick wie ein typisches transatlantisches Jetlag-Opfer. Aber als er erst mal losgelegt hat mit seinem Vortrag, ist von Müdigkeit nichts mehr zu spüren.
Auf den Redetribünen ist Gladwell zuhause, seit er im Jahr 2000 und 2005 mit seinen Büchern 'Tipping Point' und 'Blink' die internationalen Bestseller-Listen eroberte. Das Time Magazine erklärte den Kanadier englischer und jamaikanischer Herkunft, der heute in den USA lebt und arbeitet, zu einem der 100 einflussreichsten Menschen.
Worauf sich Gladwell glänzend versteht, ist, Erkenntnisse aus den Wissenschaften mit Aha-Effekt aufzubereiten und zur Erhellung von Alltagsphänomenen heranzuziehen. Gerne demontiert er populäre Vorurteile. In seinem jüngsten Werk 'Outliers', das er an jenem Abend in Frankfurt vorstellt, rückt Gladwell gegen den verbreiteten Allgemeinplatz zu Felde, dass Erfolg Resultat außergewöhnlichen Talents sei.
Extras:- Literaturtipps: Kurzrezensionen dreier Bücher von Malcolm Gladwell