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Übersicht AnsprechpartnerSei es der Projektbericht, der Zeitungsartikel oder das Fachbuch – viele würden gerne schneller lesen können, um all die Texte aus Arbeitswelt und Freizeit besser bewältigt zu bekommen. Was das Lesen auf elektronischen Geräten angeht, könnte eine höhere Lesegeschwindigkeit nun in greifbare Nähe rücken: Ein Forscherteam am Centre for Cognitive Science der TU Darmstadt hat eine digitale Schriftart entwickelt, die sich mithilfe von künstlicher Intelligenz an die Bedürfnisse ihrer Leserschaft anpasst und so deren individuelle Lesegeschwindigkeit erhöht. „AdaptiFont“ verändert dafür mithilfe eines Algorithmus die Formen der Buchstaben, um den Text lesbarer zu machen, wodurch in Echtzeit personalisierte Schriftarten erzeugt werden. Für die Forschenden ist ihre Erfindung die Antwort auf die Frage, wie die Gestalt von Schrift die Lesbarkeit eines Textes beeinflusst: Im ersten Schritt nutzte das Forscherteam aus Wahrnehmungsforschung, Kognitionswissenschaft und Linguistik eine Methode maschinellen Lernens, die anhand von 25 gebräuchlichen Schriftarten die Struktur von Schrift erlernte.
So konnte es „AdaptiFont“ entwickeln, ein System, das das Schriftdesign der Wahrnehmung jedes einzelnen Lesenden überlässt. Es kann Schriften erzeugen, die beliebige Zwischenformen anderer Schriftarten sind, etwa optisch zwischen Times New Roman und Helvetica liegen. Diese neu erstellten Schriftarten führen zum Teil zu einem Anstieg des Lesetempos, teilweise verlangsamen sie die Lesegeschwindigkeit. In einer Studie mit Probandinnen und Probanden, die über eine Stunde lang Text von einem Display ablasen, konnte das Forscherteam nun beweisen, dass „AdaptiFont“ die dargestellten Buchstaben so anpasst, dass das Lesetempo erhöht wird. Dabei hatten alle Studienteilnehmenden ihre eigene personalisierte Schriftart, die das Lesen besonders einfach machte. Interessant daran: Die individuelle Schrift muss nicht immer und in jeder Situation passen. Vielmehr sei „AdaptiFont“ ein System, das dynamisch während des Lesens Schriften erzeugt, abhängig von Faktoren wie dem Inhalt des Textes, der Müdigkeit des Lesenden oder der Displayart, so Constantin A. Rothkopf vom Centre for Cognitive Science. Inzwischen ist „AdaptiFont“ zum Patent angemeldet und soll künftig auf allen elektronischen Geräten nutzbar sein, auf denen gelesen wird.
Beitrag von Nathalie Ekrot aus managerSeminare 281, August 2021