Herrmann Simon war auf die Eröffnung des Bostoner Büros seiner Firma gut vorbereitet. Der Unternehmensberater und Wirtschaftsprofessor hatte alle Präsentationsunterlagen ins Englische übersetzt und an die Verhältnisse seiner USA-Kunden angepaßt. Aber ein amerikanischer Geschäftsfreund reklamierte, das Thema lernende Organisation müsse raus. 'Schnee von gestern, nicht mehr aktuell', so der Einwand, wie Simon, Autor des Bestsellers 'Hidden Champions', berichtet.
Eine Pleite erlebte auch der Düsseldorfer Konferenzveranstalter Euroforum mit seinem Eintages-Seminar, Titel 'Lernende Organisation'. Prominente Referenten wie der Präsident des Motorradherstellers Harley Davidson waren extra für den Anlaß angeheuert worden, die eingeladenen Manager jedoch ließ das kalt. Buchungen für das Seminar blieben aus. Es mußte abgesagt werden.
Solche Flops sind keine Einzelfälle. Das Zentrum für Unternehmensführung in Zürich (ZfU) hatte das Seminar 'Lernende Organisation' zeitweise ganz aus seinem Angebot gestrichen, inzwischen ist es durch das Thema 'Knowledge Management' ersetzt worden. 'Die Leute konnten sich nichts darunter vorstellen', begründet eine ZfU-Sprecherin die Schwierigkeiten, das Thema auf den Punkt zu bringen.
In der Tat: Die Suche nach der Substanz geht ins Leere. Manager und Unternehmer, die im Standardbuch zur lernenden Organisation mit dem Titel 'The fifth Discipline' nach Ratschlägen forschen, finden wenig Konkretes: Mit einer Mischung aus Soziologie, Psychologie und Managementlehre soll dem Leser nahegebracht werden, wie mit Hilfe von Erkenntnissen aus der Systemtheorie Lernimpulse im Unternehmen auszulösen sind. Aber praxisnah ist der 560-Seiten-Schinken von Peter Senge nicht…