Bei RWE Power, der Erzeugungsgesellschaft des Essener RWE Konzerns, ist neuerdings das Schmökern von Comics angesagt. Doch die Belegschaft von Deutschlands zweitgrößtem Energieunternehmen ist nicht etwa auf dem Infantilisierungstrip. Das Anschauen der bunten Bilderreihen ist vielmehr von oberster Instanz – sprich: dem Vorstand – erwünscht. Das 17.500 Mitarbeiter starke Unternehmen setzt aus didaktischen Gründen bei der Vermittlung neuer kultureller Werte, einer neuen Zielkultur, auf die uralte Energie der Bilder.
Es sind denn auch nicht die Abenteuer von Asterix und Co., die die RWE’ler dieser Tage zum Schmunzeln bringen, sondern die Ausrutscher fiktiver Anti-Helden aus dem Arbeitsleben. Deren Patzer sorgen für Erheiterung, aber auch die stille Frage: 'Verhalte ich mich selbst eigentlich besser als die Comic-Figuren?' Da ist z.B. das Bild mit dem Anzugträger auf der einen Seite und dem Mann im Blaumann auf der anderen Seite. 'Kennen wir uns?', fragt der Schlips- und Kragentyp. 'Ich arbeite seit 17 Jahren in Ihrer Abteilung ...', sagt der Working-Man. Oder die vierteilige Bilderfolge, in der zwei junge Typen im Auto über eine Schlaglochpiste brettern und auch sonst einen riskanten Fahrstil an den Tag legen (in Bild zwei bricht der Seitenspiegel weg). Einer der beiden guckt erschrocken, der andere jedoch zuckt die Schultern und erklärt: 'Ist doch bloß der Firmenwagen.'
Ebenfalls dem Arbeitsleben entlehnt – wenn auch dem vor 10.000 Jahren: Ein Steinzeitmann hat Pfeil und Bogen erfunden und präsentiert seine Innovation stolz seinem Jagdkumpan, der noch mit einer Keule unterwegs ist. Dieser reagiert abwehrend mit den Worten 'Das braucht doch kein Mensch'. Das letzte Bild der kleinen Abfolge zeigt: Der 'Innovator Neandertalensis' hat gerade einen Vogel vom Himmel geschossen ...