Das Programmheft ziert ein lesender Mönch. Betrachtet man ihn durch die dafür vorgesehene 3D-Brille, hebt er sich noch stärker von den hinter ihm vorbeiziehenden Managern ab: Zum Seminar 'Silentium `98' lädt die Düsseldorfer Unternehmensberatung McKinsey in ein ehemaliges Kapuzinerkloster ein. Dort möchte sie ausgewählten Persönlichkeiten aller Fachrichtungen ihre Philosophie verdeutlichen: das Miteinander von aktivem Gestalten und kreativer Reflexion.
Mit der geheimnisvollen Betrachtung des kreativen Denkens steht McKinsey nicht alleine da. Fast ehrfürchtig nimmt man das Buch 'So genial wie Einstein - Schlüssel zum kreativen Denken' (Klett Cotta 1996) zur Hand. Darin durchsucht der Autor Howard Gardner nicht nur die Vita des Ausnahme-Physikers, sondern auch Pablo Picassos und Mahatma Ghandis Leben nach den Wurzeln der schöpferischen Kraft.
Nun muß man aber nicht die Relativitätstheorie entdecken oder ein Bild wie Picassos 'Guernica' malen, um als kreativ zu gelten. Schließlich forderten wir noch vor kurzem von den Spielern der deutschen Nationalelf mehr Kreativität. Und bescheinigten damit den Fußballern, die bei der Weltmeisterschaft 1998 im Viertelfinale scheiterten, schlicht und einfach Ideenlosigkeit.Das Spannungsfeld zwischen Nobelpreisträgern und Fußballspielern zeigt: Kreativität ist erstens relativ und zweitens fast überall erforderlich…