Mirko Kaminski schickt seine Angestellten auch mal raus. Etwa einen Junior Consultant auf ein Barcamp nach Wolfsburg, eine Gruppe Mitarbeiter zum Art Directors Club Festival in Hamburg, oder ein Team zu einem Jugendverein, um dort Heranwachsende in Gewaltprävention zu coachen. Mit Kundenaufträgen stehen diese Ausflüge nicht in Verbindung. Trotzdem ist Kaminski, CEO der Hamburger Werbeagentur achtung!, überzeugt, dass sie dem Unternehmen zugute kommen. 'Der kreative Speicher der Mitarbeiter muss immer wieder aufgefüllt werden. Als Führungskraft habe ich die Aufgabe, für neuen Input zu sorgen.'
Als Geschäftsführer einer Werbeagentur ist Kaminiski Experte für die Führung von Kreativen. 'Sie so zu führen, dass sie ihr kreatives Potenzial entfalten, ist eine große Herausforderung. Das braucht eine Kombination aus selbstbewusster Konsequenz und Empathie', stellt er fest. Relevant ist diese Kunst allerdings nicht nur in der Werbung oder anderen Kreativbranchen. Denn generell können es sich Unternehmen immer weniger leisten, das Potenzial ihrer kreativen Mitarbeiter nicht abzurufen. Zunehmend angewiesen sind sie vor allem auf deren spezifische Denkweise, die der US-Persönlichkeitsforscher Joy Paul Guilford divergentes Denken nennt.
Im Gegensatz zum konvergenten Denken, das linear und logisch abläuft, folgt das divergente Denken laut Guilford keiner Systematik, ist möglichkeitsorientiert und bewegt sich sozusagen in alle Richtungen zugleich. 'Kreative haben die Fähigkeit, ein und dieselben Dinge gleichzeitig aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten', bringt Peter Fischer von der Universität Regensburg die Kernkompetenz der divergenten Denker auf den Punkt.
Extras:- Von Freiraum bis Anerkennung: Fünf Tipps für die Führung kreativer Mitarbeiter
- Literaturtipps: Kurzrezensionen von zwei Büchern über Innovation und kreative Firmenkultur