Die Krise als gigantische Werbeaktion

Die Biennale für Management und Beratung 'X-Organisationen' macht 2009 ihrem Namen alle Ehre: Noch nie fand der vom Management Zentrum Witten (MZW) ausgerichtete Kongress vor dem Hintergrund einer derart undurchsichtigen Wirtschaftslage statt wie bei seiner dritten Durchführung, vom 19. bis 21. November 2009 in Berlin. Das 'X' im Kongresstitel steht für das Komplexe, Irrationale, Undurchsichtige, mit dem Organisationen rechnen müssen. In der Krise gewinnen diese Variablen zusätzlich an Brisanz, denn nun zeigt sich stärker denn je, dass monokausale Modelle und Kontrollideen zu kurz greifen. Der Systemtheoretiker Fritz B. Simon, der den Kongress gemeinsam mit seinen MZW-Kollegen Rudi Wimmer und Dirk Baecker initiiert, erklärt denn auch: 'Die Krise ist eine Art gigantische Werbeveranstaltung für systemisches Denken.' Wenn die 'Werbung' zieht, wird der Zustrom zur Biennale wohl rege sein.

Die Veranstaltung ist so aufgebaut, dass sie sich vom großen Ganzen zum Spezifischen vorarbeitet: Zunächst geht es um das Wirtschaftssystem im Allgemeinen und später um die Zukunft speziell von Management und Beratung. Stets stehen dabei alte und neue Businessmodelle und -ideen auf dem Prüfstand. Die Besetzung ist betont interdisziplinär: In einer Podiumsdiskussion wird beispielsweise der Kulturtheoretiker Dirk Baecker mit dem Quantenphysiker Anton Zeilinger diskutieren. Auf der Referentenliste stehen u.a. der Komponist und Wahrnehmungsspezialist Elmar Lampson, die Philosophin Gesa Ziemer und der Zoologe Harald Luksch. Den Blick über den Tellerrand pflegt der Veranstalter auch noch auf andere Weise: Am zweiten Kongresstag sollen die Teilnehmer in Gruppen in die Stadt ausschwärmen – um verschiedene Organisationen zu besuchen und dort mit Verantwortlichen ins Gespräch zu kommen. Auch die Abendveranstaltung am zweiten Kongresstag ist keine Stangenware, sondern Systemiker-Haute-Couture: Statt nur Speis, Trank und Tanz gibt es einen 'Schwarzmarkt des Wissens' und einen 'Markt der Möglichkeiten', über den die Teilnehmer lustwandeln können: Sie können sich zu verschiedenen Roundtables gesellen, in Einzelgespräche mit Experten eintreten, sich wissenschaftliche Präsentationen anschauen oder Kunstdarbietungen genießen.