Marketingleiter Oliver König (Name von der Redaktion geändert) trifft morgens einen gut gelaunten Geschäftsführer im Lift – und der Tag fängt für ihn schlecht an. 'Ihr Kollege aus dem Vertrieb hat eine gute Idee für die Markteinführung der neuen Datenbank', erklärt der Chef erfreut. 'Mit dem sollten Sie sich mal kurzschließen.'
Neues erfahren würde König nicht, wenn er den Kollegen ansprechen würde: Schließlich haben Marketing- und Vertriebsleiter das Konzept gemeinschaftlich entwickelt. Und wollten es bei der nächsten Strategiesitzung auch im Doppelpack vorstellen. Der Überraschungseffekt ist jetzt verpufft, ärgert sich König. Und auch die Lorbeeren sind bereits mehrheitlich beim Kollegen gelandet.
Kleine Ärgernisse wie diese kommen im Berufsalltag häufig vor, und sie können große Kreise ziehen. Denn der Stein des Anstoßes wird nicht vergessen, sondern dient als Fundament, auf den weiterer Verdruss gehäuft wird, bis es irgendwann zum Eklat kommt. Das Eingangsbeispiel könnte dann so weitergehen: Der umtriebige Vertriebsleiter erklärt zwar nebenbei und sehr plausibel, warum er die Gemeinschaftsidee im Alleingang ausgeplaudert hat. Doch die Unterlagen, die er im Vorfeld der Strategiesitzung an alle Teilnehmer verschickt, versendet er wieder nur in seinem Namen. Und als Ansprechpartner auf der Powerpointpräsentation fehlt der Name des Marketingleiters auch.
Dessen Groll wächst. Bis er in der Sitzung erlebt, wie der eloquente Vertriebler mit großer Geste die gemeinsamen Ideen vorstellt, ohne auch nur einmal das Wort an König zu erteilen, oder ihn wenigstens zu erwähnen. 'Jetzt ist endgültig Schluss!', stellt der Marketingleiter im abschließenden Gespräch mit dem Kollegen fest. 'Sie sind extrem unkollegial und deshalb werde ich mit Ihnen nicht mehr zusammenarbeiten.'
Extras:- Kommunikation statt Krach – die fünf wichtigsten Regeln für den Berufsalltag
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