Früh um zehn. Der Stapel Pressemeldungen kommt. Jubelarien. Pressetexte - ihre Kunstform scheint das Epos. Das zu lesen bedarf der Geduld eines Heiligen und der Hingabe eines Märtyrers. Tödlich. Und die Fotos, auf denen Lichtgestalten händchenhaltend Männchen machen. Oder die sturmsicher mit Büroklammern am Manuskript verankerten Portraits in Briefmarkengröße. Papierkorb. Elf. Ab zur Pressekonferenz. Wieder mal eine Farce. Eine Stunde wolkige Reden und nichts gesagt. Nichts, was nicht auch in der präsentierten Studie gestanden hätte. Worin sie ihr gesamtes Pülverchen verschossen hatten. Da brachten auch Fragen nichts. Aber wichtig machen.
Wieder zurück. Gerüchte munkeln vom großen Stühlerücken bei einem Pillenhersteller. Kann eine Strukturmaßnahme sein. Mal anfragen. Mürrischer Telefonist verbindet mit wer weiß wem. Auf die Frage, wer denn in ihrem Hause für die Kommunikation zuständig sei, bescheidet eine Dame mit leicht erotischem Timbre in der Stimme: Kommunikation sei in diesem Hause Chefsache. Was nun für einen Journalistenmenschen entweder heißen kann: Da darf nur einer reden, der Rest trägt Maulkorb. Dann wäre das Kommunikation nach Gutsherrenart. Es könnte auch heißen: Die Pflege der öffentlichen Meinung gilt in jenem Hause als ein so hohes Gut, daß sich der hohe Boss selber darum kümmern will. Dann wäre das ein PR-Gag.
Der Chef ist nicht da. Aber vielleicht die Presseabteilung? Sie verbindet. Der Herr Sowieso, sagt ein weiblicher Gutdrauf-Typ, sei in einer wichtigen Besprechung. Um was es ginge? Dazu könne sie natürlich nichts sagen. Aber sie werde es ihm ausrichten. Er, der Herr Sowieso, rufe zurück. Um es vorwegzunehmen: tut er nicht…