Vor rund 100 Jahren machte Vilfredo Pareto eine Entdeckung, die ihm einen Platz in den Analen der Wirtschaftsliteratur einbringen sollte. Der italienische Ökonom und Soziologe fand heraus, dass 20 Prozent der italienischen Familien 80 Prozent des Volksvermögens besitzen. Daraus leitete er den Rat ab, dass sich die Banken vornehmlich, also zu 80 Prozent, um die kleine Gruppe der Reichen kümmern und lediglich zu 20 Prozent ihre Energie auf die Anwerbung und Betreuung der großen Gruppe der ärmeren Klientel aufwenden sollten. Dies sei das ökonomische Verhalten, das zu maximalem wirtschaftlichem Gewinn führt.
Diese 80/20-Regel, die auch als Pareto-Prinzip bezeichnet wird, ist im Laufe des vergangenen Jahrhunderts zu einer weltweiten wirtschaftlichen Erfolgsformel geworden und zwar nicht nur im Bankensektor. Nach und nach wurde nämlich entdeckt, dass es auch in den meisten anderen Wirtschaftszweigen Pareto-Verteilungen gibt. Heißt: In aller Regel generieren Unternehmen 80 Prozent ihres Umsatzes mit 20 Prozent ihrer Kunden.
Als amerikanische Arbeitssoziologen vor einigen Jahren in einer US- und europaweiten Studie die Effizienz in Firmen untersuchten, stießen sie überraschenderweise ebenfalls auf eine Pareto-Verteilung. In 20 Prozent der Arbeitszeit, so ihre Beobachtung, werden 80 Prozent der Ergebnisse erzielt. Andersherum ausgedrückt: In Vierfünftel der Zeit werden lediglich ein Fünftel des Gesamtoutputs generiert. Es gibt in den Unternehmen also ein krasses Missverhältnis zwischen Arbeits-Input und –Output. Aus ökonomischer Perspektive kam dieses Ergebnis einer Katastrophe gleich. Aus soziologischer Sicht wiederum war es einem wissenschaftlichen Leckerbissen, der den Forscherinstinkt der Soziologen stimulierte? Wie entsteht ein solches Pareto-Phänomen?
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