Schneewittchen war von Anfang an im Vorteil. Schon vor der Geburt hatte die Mutter ein klares Schönheitsideal definiert, dem die Tochter, weiß wie Schnee, rot wie Blut und schwarz wie Ebenholz voll entsprach. Die Folge: Der Jäger, der das Kind im Wald töten soll, lässt es laufen. 'Weil es so schön ist', wie die Gebrüder Grimm vermerken. Auch die sieben Zwerge öffnen Haus und Herz, weil sie die Schwarzhaarige bewundern, und selbst der Königssohn verliebt sich beim ersten Anblick in Schneewittchen – obwohl sie da schon im Glassarg liegt.
Absolut unplausibel? Mitnichten, meint Attraktivitätsforscher Ulrich Renz. Für sein Buch 'Schönheit. Eine Wissenschaft für sich' hat der Mediziner über 650 Studien zum Thema Schönheit ausgewertet. Ein Ergebnis: Schönheit liegt nicht im Auge des Betrachters, sondern ist eine absolute Größe. 'Quer durch alle Schichten der Gesellschaft, durch alle Kulturen und Kontinente, unabhängig von Alter, Beruf und Geschlecht – überall werden dieselben Gesichter als attraktiv wahrgenommen', erklärt Renz das, was er einen 'universellen Schönheitsradar' nennt.
Natürlich gibt es persönliche Vorlieben und kulturelle Varianten, aber es gibt eben auch den 'Geschmack der Allgemeinheit', der ziemlich zuverlässig ein Ideal definiert, wie Renz erklärt. Beim Gesicht, der Visitenkarte des Menschen, ist das vor allem ein durchschnittliches Antlitz mit wenigen typischen Merkmalen, aber einer glatten, gesund aussehenden Haut. Markante Wangenknochen oder eine aufstrebende Nase mögen in Einzelfällen gefallen, bei der breiten Masse reüssieren jedoch am zuverlässigsten diejenigen Menschen, deren Gesicht mehr Prototyp als Person ist.
Extras:- Schönheit wissenschaftlich vermessen: Die Ergebnisse aktueller Studien
- Fördert Attraktivität die Karriere oder ist sie eher hinderlich? – Die Ergebnisse der managerSeminare-Leserbefragung aus Heft 145
- Literaturtipps: Kurzrezensionen von vier Büchern zu den Themen Attraktivität und Karriere