Karl Popper ist einer der bedeutendsten Theoretiker des 20. Jahrhunderts, der sich mit Fragen der Gesellschaft und der Wissenschaft auseinandergesetzt hat. Damit man sein Denken und die erstaunlich modernen Konsequenzen versteht, die sich daraus für die Unternehmensführung ergeben, muss man jedoch weit ausholen und einen Blick in seine Biografie werfen. 1902 in Wien geboren, erlebt Popper am eigenen Leibe die Umbrüche und das Entstehen der totalitären Systeme in Europa. Nach dem ersten Weltkrieg schließt er sich voller Ideale der kommunistischen Partei an und erlebt, wie acht unbewaffnete Demonstranten von der Polizei auf der Straße niedergeschossen werden – keine tragische Verkettung von Umständen, wie er zunächst glaubte, sondern der kalkulierte Plan der kommunistischen Kader. Sie hatten ohne Bedenken das Leben der Demonstranten für ihre Doktrin geopfert, derzufolge nur die Destabilisierung der herrschenden Verhältnisse zu einer Befreiung der Arbeiterklassen führen würde. Eine Desillusionierung, die das gesamte Denken Poppers prägen wird.
Knapp zwanzig Jahre später wird Popper ein zweites Mal das Opfer einer Doktrin: Als konvertierter Jude sieht er sich der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt und flieht im Jahr 1937 nach Neuseeland. Zu dieser Zeit entwickelt er zwei Theorien, die mit absoluten Wahrheitsansprüchen brechen: Eine davon ist die Theorie der offenen Gesellschaft, die sich gegen die bis dahin kursierende Annahme wendet, dass es für die Wohlfahrt einer Gesellschaft das beste ist, wenn ein möglichst guter Anführer gefunden wird, der die Menschen auf die beste denkbare Weise regiert. Denn in diesem Ansatz steckt laut Popper schon die Wurzel zum Totalitarismus.
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