Jeden Tag müssen Entscheidungen getroffen werden. Nicht immer entsprechen sie den Notwendigkeiten und den eigenen Überzeugungen gleichermaßen. Gerade unter Wettbewerbsbedingungen scheint es manchmal keine Wahl zu geben: Wenn das Geschäft in Gefahr ist, müssen Kosten gespart werden, auch wenn die Folgen – man denke etwa an Entlassungen, Lohnkürzungen, Umweltsünden oder gar Kinderarbeit – häufig zu Lasten der Menschlichkeit gehen. Was können Manager angesichts des Dilemmas tun? Und, wenn eine ideale Lösung nicht unmittelbar möglich ist, wie sieht die zweitbeste aus? Wie kann der Spagat zwischen Wunsch und Zwang möglichst klein gehalten werden?
Eine historisch sehr wirksame Antwort auf diese Fragen hatte Karl Marx gegeben. Er sah im Wettbewerb einen der grundsätzlichen Übeltäter des Systems, weswegen er ihn kurzerhand komplett abschaffen wollte. Folgt man Kant, ist das keine Lösung. In seinem Sinne geht es vielmehr um eine fruchtbare Überwindung des Widerspruchs von Wettbewerb und Menschlichkeit. Damit liefert er Denkansätze, die auch heute noch Managern Orientierung geben.
Kant lebte in einer Epoche wachsender Bevölkerungszahlen und mächtiger gesellschaftlicher Umwälzungen. Die religiöse, die politische und die wirtschaftliche Ordnung formierten sich seit dem ausgehenden Mittelalter neu, die Menschen begannen Alleinherrschaftsansprüche in Frage zu stellen und ihren eigenen Gestaltungswillen zu entdecken. Für Kant ist der Motor dieses Fortschritts der Wetteifer. Ihm schreibt er nicht nur die Entwicklung der Künste zu. Er sieht im Wetteifer auch die Ursache für die Entfaltung einer immer freier denkenden Vernunft und für die Etablierung des modernen Rechtsstaats.
Extra:- Immanuel Kant: Leben, Lehre, Menschenbild, Literaturtipp