Vermehrt gehen Unternehmen in ihrem Auswahlprozess für Auslandseinsätze dazu über, vorherige Auslandserfahrung als Voraussetzung von Expatriates zu fordern. Grund für diese Vorgehensweise ist einerseits, dass dieses Auswahlkriterium einfach festzustellen ist, und andererseits die Vermutung, dass Personen, die bereits im Ausland gearbeitet haben, Anforderungen während eines internationalen Einsatzes leichter bewältigen können.
Die vorliegende Untersuchung wurde in Deutschland und in den USA in jeweils zwei international tätigen Versicherungsunternehmen durchgeführt. Insgesamt wurden 400 Mitarbeiter und Führungskräfte zufällig ausgewählt und befragt; 100 Personen in jedem Unternehmen. In der Studie wird evaluiert, ob sich die Ausprägung verschiedener interkultureller Kompetenzen, nämlich interkulturelle Sensibilität, soziale Kompetenz und situationale Anpassungsfähigkeit, in Abhängigkeit davon unterscheidet, ob und wie lange eine Person im Ausland gearbeitet hat. Es werden sowohl deutsche als auch US-amerikanische Arbeitnehmer befragt, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen deutschen und amerikanischen Unternehmen zu analysieren. Aus den Ergebnissen werden Rückschlüsse darüber gezogen, ob das Human Resource Management Auslandserfahrung als Kriterium zur Auswahl von Expatriates einsetzen sollte.
Die Ergebnisse der interkulturellen Sensibilität in Abhängigkeit zur Länge einer vorherigen Auslandstätigkeit zeigen, dass sich deutsche Arbeitnehmer mit kurzer Auslandserfahrung und diejenigen ohne vorherige Beschäftigung in einem anderen Land kaum unterscheiden. Die deutschen Angestellten, die über fünf Jahre im Ausland gearbeitet haben, weisen höhere Werte in dieser Fähigkeit auf.