Das Institut für systemische Beratung in Wiesloch feiert im Juni dieses Jahres 20-jähriges Jubiläum. managerSeminare sprach mit Institutsleiter Dr. Bernd Schmid darüber, was sich in den beiden Dekaden getan hat.
Herr Dr. Schmid, ist das Wieslocher Institut von heute noch das, mit dem Sie vor zwanzig Jahren an den Markt gegangen sind?
Dr. Bernd Schmid: Keineswegs, das Institut hat eine Metamorphose durchlaufen. Gegründet habe ich es gemeinsam mit dem Familientherapeuten Dr. Gunthard Weber als Psychotherapie-Institut. Dann aber haben sich die großen Unternehmen und die in der Wirtschaft tätigen Berater zunehmend für systemische Vorgehensweisen interessiert. Ein wichtiges Startereignis war damals ein Seminar mit Personalfachleuten von Daimler, bei dem thematisiert wurde, inwiefern systemische Vorgehensweisen geeignet sind, Bildungs-, Organisationsberatungs- und Managementfragen anzugehen. Das Thema jedenfalls wurde mit so großem Interesse aufgenommen, dass wir 1994 ganz aufgehört haben, im sozialen Bereich tätig zu sein.
Wie hat sich das Institut, abgesehen von der Verschiebung auf den Bereich der Wirtschaft, im Verlauf der Zeit weiterentwickelt? Was haben Sie dazugelernt?
Dr. Bernd Schmid: Wir sind überzeugt davon, dass es nicht reicht, als Berater zu lernen, wie Werkzeuge angewendet werden. Man muss auch ihre Logik verstehen, um in anderen Kontexten, mit anderen Inhalten, aus den Versatzstücken eigene Werkzeuge herstellen können. Das ist ein wichtiger Grund dafür, dass wir in unseren Ausbildungen von unserer ursprünglichen Lehr-Methode, dem Vormachen wie’s geht, abgekommen sind und heute auf eine kollegiale Lernkultur setzen.
Die andere wichtige Entwicklung ist die, dass wir gemerkt haben, dass es nicht ausreichend ist, den Beratern nur Kommunikationsfiguren zu vermitteln. Wenn man größere soziale Systeme berät, ist es wichtig, Feldkenntnisse mitzubringen. Und das Dritte, was bei uns stärker in den Vordergrund getreten ist, ist das Ankoppeln an den Kunden bzw. der eigene Marktauftritt - auch das thematisieren wir in unseren Ausbildungen stärker als früher.
Gab es in Ihrer Berufspraxis einen großen Beraterauftrag, der Sie - rückblickend betrachtet - besonders geprägt hat?
Dr. Bernd Schmid: Die Zentrale einer großen internationalen Organisation hatte festgestellt, dass, wenn es um die Umsetzung von Projekten in den verschiedenen Ländern ging, oben zwar viel beschlossen wurde, unten aber nichts herauskam. Wir haben dann die ganze Führungskette aus mehreren Ländern eingeladen. Und ich habe die Manager aller Ebenen gefragt, ob sie eine Vorstellung davon haben, was ihre Entscheidungen und strategischen Vorgaben für die anderen Ebenen konkret bedeuten sollen: Es war erschütternd, zu merken, dass es praktisch keine Vorstellung darüber gab, was in der Welt der nächsten Ebene los ist und wie man etwas formulieren muss, damit es dort verstanden wird. Seither lege ich bei Beratungsprojekten besonders viel Wert auf eine vertikale Zusammensetzung der Gruppe, in der alle Führungsebenen vertreten sind. Dazu haben wir am Institut viele Methoden entwickelt und Artikel publiziert.