Bizarre Typen hatten schon als Kind eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf mich. Ihre Extravaganz, ihre skurrile Art, ihre Quichotterien waren für mich Ausdruck von Mut, Freiheit und Lebensfreude. Noch immer begegne ich derartigen Typen mit der gleichen erwartungsfrohen Neugier wie damals. Noch immer faszinieren mich Individualisten, die sich einen Dreck drum scheren, was die Welt über sie denkt. Chaplin, Fellini, Mozart, Picasso... mehr als an ihren Meisterleistungen kann ich mich an ihrem ausgeprägten Gefühl für ihre Einzigartigkeit und ihrer geistigen Freiheit begeistern. In Albert Schweitzer und Axel Springer sehe ich den Idealisten, in Columbus oder Wernher von Braun den Pioniergeist, und in Bill Gates, wie die Exzentrizität eines einzelnen die Welt verändern kann. Ich finde Dostojewskis, Hemingways und Faulkners Biografien noch origineller als ihre Bücher und ziehe „Bar Fly“-Mickey Rourke allemal einem Derrick vor. Und ich liebe geradezu jene Menschen, die Schiffbruch erlitten haben und mit beinahe kindlichem Optimismus wieder von vorn anfangen, die wer weiß wie oft auf die Bretter geschickt werden können, die aber immer einmal mehr wieder aufstehen.
Meist trägt eine derartige Sympathiebekundung biografische Züge. Auch wenn manche dieser Züge schlaff geworden sind, an Originalität eingebüßt haben. Nun ist Selbsterkenntnis oft der erste Weg zur Versuchung. Zur Selbsterkenntnis kommt ein Autor zwangsläufig dann, wenn er sich mit dem Problem identifiziert bis in alle Einzelheiten, das Objekt nicht nur abbildet, sondern eindringt und selbst zu dem Objekt wird. Das war so bei der Blackbox „Das Gesetz des Dschungels“. Und dann ist das Malen des November-Szenarios einer einst blühenden Wirtschaftsnation und wuseligen Leistungsgesellschaft letztlich unbefriedigend. Dann kommt die Versuchung, nicht bloß Mißstände und Missetäter zu geißeln oder präsidiale „Ruck“-Appelle zu zitieren und wie all die Manager und Querdenker mit ihrem Medienschein für eine Wagniskultur und mehr Selbständigkeit zu werben.
Sicher, eine Gesellschaft der Selbständigkeit, das wär`s. Die Quote der Selbständigen ist in Deutschland mit rund neun Prozent der Erwerbstätigen nur halb so hoch wie in Frankreich, Großbritannien oder Spanien. Wenn diese Zahl verdoppelt würde, könnten sechs Millionen Arbeitsplätze gewonnen werden – theoretisch…