Die zukünftige Nachwuchsführungskraft - das unbekannte Wesen? Jetzt nicht mehr: Die Handelshochschule Leipzig hat Studenten, die von der internetbasierten Recruiting- und Community-Plattform e-fellows.net mit einem Stipendium gefördert werden, um Auskunft über ihre Anforderungen an Unternehmen gebeten. Insgesamt 1.020 Fragebögen der Newcomer haben die Wissenschaftler ausgewertet und zusätzlich 72 Personalentscheider gefragt, was sie glauben, was High-Potentials wichtig ist.
Die Studie zeigt: Vorstellung und Wirklichkeit gehen stark auseinander. Während Kriterien wie 'Freiraum für die persönliche Entfaltung', 'gute Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten' und 'vielfältige Weiterbildungsoptionen' von den Personalern in ihrer Bedeutung eher unterschätzt werden, spielen sie für die angehenden Führungskräfte eine große Rolle. Umgekehrt lassen Faktoren, von denen die Firmenvertreter meinen, sie seien den Nachwuchskräften sehr wichtig, den Großteil von ihnen kalt: nämlich Größe, Bekanntheitsgrad und Image des Unternehmens. Das mag Balsam auf die Seele manch kleiner und mittelgroßer Firma sein.
Andererseits belegt die Untersuchung aber auch: High Potential ist nicht High Potential. So gelang es den Forschern, vier Gruppen zu identifizieren: die Ausgeglichenen, die Eigennützigen, die Genügsamen und die Anspruchsvollen (siehe Grafik). Diese Gruppen treten - abgesehen von den erwähnten gemeinsamen Präferenzen - durchaus mit unterschiedlichen Erwartungshaltungen an zukünftige Arbeitgeber heran, was häufig mit ihrem Studienfach korreliert: So stellen z.B. Studenten der Wirtschaftswissenschaften die höchsten Ansprüche, während Naturwissenschaftler besonders genügsam sind. Unternehmen können sich also gezielt überlegen, mit welcher Recruiting-Strategie sie welche Zielgruppe erreichen wollen. Die Studie ist für 15,- Euro unter Tel.: 0341-98 51-680 erhältlich.
Legende
High-Potential-Gruppe
prozentualer Anteil
Präferenzen
unwichtige Kriterien
Kriterien, die neben den allgemein als bedeutsam bzw. wenig bedeutsam eingestuften Anforderungen von der jeweiligen Gruppe als besonders wichtig bzw. unwichtig erachtet werden.
Asketen und Karrieristen
Die Ausgeglichenen 29%
Balance zwischen Beruf und Privatleben, ethisches Verhalten, Teamorientierung, stabile Arbeitsverhältnisse, geregelte Arbeitszeiten, Möglichkeit zur Auslandsarbeit
Größe und Bekanntheitsgrad des Unternehmens, hohes Gehalt
Die Anspruchsvollen 28%
fast alle Kriterien von Flexibilität der Arbeitszeiten über Teamorientierung, Unternehmensimage bis hin zu monetärer Entlohnung
geregelte Arbeitszeiten
Die Eigennützigen 24%
schnelle Verantwortungsübernahme; Möglichkeit, im Ausland zu arbeiten; hohes Gehalt; Möglichkeit zum Standortwechsel; Größe, Bekanntheitsgrad und Ruf des Unternehmens;
geregelte Arbeitszeiten, hohe Sozialleistungen, viele Urlaubstage, stabile Arbeitsverhältnisse, ethisches Verhalten, hohe Identifikation mit dem Firmenprodukt
Die Genügsamen 19%
Balance zwischen Berufs- und Privatleben
alle anderen eher unbedeutend, besonders: Größe und Bekanntheitsgrad des Unternehmens; Möglichkeiten zum Standortwechsel; Möglichkeit, im Ausland zu arbeiten; attraktiver Standort des Unternehmens; Image.
Ergebnisse aus der Studie 'Anforderungen von High Potentials an Unternehmen', Handelshochschule Leipzig 2002.