Talentmangel ist akut

Vor der Krise wurde viel über ihn geredet, in der Krise war er etwas aus dem Blick geraten und spätestens jetzt ist er akut: der Fach- und Führungskräftemangel. Das belegen zwei aktuelle HR-Studien. Laut einer Umfrage von Hewitt Associates sehen sich 70 Prozent der Unternehmen bereits mit einem Engpass an qualifizierten Kräften konfrontiert. Die Consulting-Firma hat 76 große Mittelständler und Großunternehmen in Deutschland und Österreich befragt. Unter Unternehmen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum hat sich Kienbaum umgehört. Bei 77 Prozent der knapp 200 vom Beratungsunternehmen befragten Personalentscheidern steht das Thema Besetzung von erfolgskritischen Positionen aktuell ganz oben auf der Agenda. Um sich im Wettbewerb um die besten Köpfe gut zu positionieren, setzen die Firmen vor allem auf Employer Branding. 71 Prozent der Teilnehmer der Kienbaum-Studie räumen dem Thema eine hohe oder mittlere Priorität ein. Dazu passt das Ergebnis der Hewitt-Studie, demnach hat bereits jedes zweite Unternehmen ein spezielles Budget für Employer Branding eingerichtet. Bei der vorausgegangenen Hewitt-HR-Umfrage im Jahr 2008 waren es noch lediglich 43 Prozent. Die Budgets bewegen sich in einer Spannweite von 20.000 bis 300.000 Euro, wobei drei Viertel der Firmen erklärten, den Etat seit 2008 aufgestockt zu haben.
Der in der Krise schwer gebeutelten Beratungsbranche bleibt bezüglich der Talentknappheit offenbar noch eine kleine Galgenfrist. Spätestens 2012 wird jedoch ein heftiger Wettbewerb um guten Nachwuchs entbrennen. Das zumindest prognostizieren zwei Drittel der rund 1.000 Berater, die der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) kürzlich befragt hat. 'Der War for Talents wird die Branche absehbar in Atem halten',  konstatiert BDU-Präsident Antonio Schnieder. Um den erwarteten Talentengpass abzufedern, wollen die meisten Beratungsfirmen zum einen stärker mit Freiberuflern zusammenarbeiten. Zum anderen die Entwicklung der eigenen Mitarbeiter mittels langfristiger Aus- und Weiterbildungsprogramme vorantreiben.