'Klingt interessant, was Frau Müller da sagt... Aha, Funkstille jetzt. Da könnte ich ja selbst mal was sagen... Moment, da kommt die Klarenbach mit einem Vorschlag. Wieder mal... Aber jetzt. Ähm... Verflixt noch mal - Faden verloren.' Oft laufen sie so ab - die Gedankengänge von Menschen, die im kollektiven Brainstorming versuchen, möglichst viele gute Ideen zu produzieren. Jedenfalls haben Untersuchungen der Universität Utrecht ergeben, dass die gemeinschaftliche Ideensuche weniger effektiv ist als die im stillen Kämmerlein, weil sie kognitive Abläufe im Gehirn behindert.
Zwar haben Untersuchungen schon vielfach bestätigt, dass Brainstorming in der Gruppe zu quantitativ weniger und auch qualitativ weniger guten Vorschlägen führt als das Brainstorming einer Einzelperson. Wie der Leistungsknick jedoch zu Stande kommt, war lange Zeit ungeklärt. Einige Forscher vermuteten die Ursache in Bewertungsängsten oder Trittbrettfahrer-Effekten.
Die Utrechter Untersuchungen dagegen zeigen, dass vor allem Ablenkung die Ideensuche erschwert: Weil die Teilnehmer nur dann etwas sagen dürfen, wenn gerade kein anderer das Wort hat, und weil sie kognitiv die Beiträge der anderen Teilnehmer verarbeiten, werden ihre Gedankengänge ständig unterbrochen.
Die Utrechter Wissenschaftler Wolfgang Stroebe und Bernhard A. Nijstad empfehlen daher, Gruppen-Brainstormings, wenn überhaupt, mit nur zwei Teilnehmern durchzuführen. Besser noch sind aus Sicht der Forscher nonverbale Gruppen-Brainstormings wie Brain-Writing oder elektronisches Brainstorming. Diese Methoden können mitunter sogar zu positiveren Ergebnissen führen als das Einzelbrainstorming, glauben Stroebe und Nijstad. Der Grund: Sie stören einerseits den Gedankenfluss kaum, haben aber andererseits den positiven Stimulationseffekt, der entsteht, wenn sich mehrere Menschen mit ihren Ideen zu einem Thema austauschen.