Es kann Ihnen schon morgen passieren. Plötzlich und unerwartet, aus heiterem Himmel. Vielleicht gibt es schon vage Vorzeichen. Aber wenn es dann eintritt, sind Sie überrascht und wissen zugleich, dass Sie jetzt handeln müssen. Auch die Teilnehmer Ihres Seminars sind ratlos. Alle erwarten, dass Sie wissen, was zu tun ist. Aber was um Himmels willen sollen Sie denn tun?
Die Rede ist von Ereignissen im Training, die das ruhige Dahinströmen der gemeinsamen Arbeit abrupt unterbrechen. Wie ein Unfall. Eben schien noch alles in Ordnung, jetzt steht man vor Trümmern. Bei einem Autounfall hat sich meistens jemand nicht an die Regeln gehalten. Bei pädagogischen Unfällen ist es nicht anders. Regeln, geschriebene und ungeschriebene, werden verletzt, wenn sich zum Beispiel eine Teilnehmerin meldet und dem Kursleiter eröffnet: “Es ist eine Zumutung, was Sie uns hier bieten.”
Der pädagogische Reflex auf die Missachtung von Regeln heißt “Entrüstung”. Der Trainer ist voll von Zorn über die Regelverletzung und den Missetäter, der die Harmonie so rücksichtslos gestört hat: “Unverschämtheit!”, “Frechheit!”, “Was fällt Ihnen ein?!”, ist das, was ihm durch den Kopf schießt.
Dieser Zorn ist ein “heiliger” Zorn, denn man fühlt sich im Recht. Man meint daher, nichts hinunterschlucken zu müssen, sich nicht am Riemen reißen zu müssen, nicht nachdenken zu müssen. Stattdessen schießt man aus der Hüfte wie der Sheriff im Western. Der Trainer zeigt dem Störer: “Das kannst Du mit mir nicht machen!” Doch in vielen Fällen führt dieses Verhalten zu einer Eskalation.
Extras:
- Info-Kasten: Störungen im Seminar - Welche typischen Fehler der Trainer vermeiden sollte.
- Checkliste: Zwölf Fragen als Krisenhelfer bei Konflikten im Seminar.