Karin Greiner (Name geändert) ist ratlos. Kopfschüttelnd erzählt die Abteilungsleiterin ihrem Coach, welche Schwierigkeiten ihr einer ihrer Mitarbeiter macht. Dieser scheint ein ausgemachter Querulant zu sein. Greiner, auf den Coach zunächst wie die Durchsetzungsstärke in Person wirkend, kann nicht begreifen, weshalb sich der Angestellte ständig quer legt. 'Ich verstehe das einfach nicht. Alle marschieren doch in eine Richtung - und der kommt mir wie ein Geisterfahrer entgegen', ächzt die Chefin.
Das Lamento lässt den Coach aufhorchen. So führungsstark Greiner auf den ersten Blick auch wirkt - die Klientin füllt ihren Job als Vorgesetzte offenbar weniger gut aus, als es den Anschein hat. Der Grund: Sie sitzt dem Irrtum auf, dass sich alle einig sein und an einem Strang ziehen müssen, weshalb sich jegliche Diskussion erübrigt. 'Ein häufig auftretendes Problem, das aus der Unfähigkeit entsteht, Unterschiede zwischen sich und anderen wahrzunehmen', erklärt Dr. Stefan Blankertz, Inhaber der ProChange PersonalentwicklungsGmbH, Pulheim, aus dessen Coaching-Praxis der geschilderte Fall stammt.
Das Problem der Chefin hat weitreichende Folgen: Indem sie davon ausgeht, dass alle gleich ticken (sollten), vergibt sie sich eine wichtige Chance. 'Sie verzichtet darauf, sich die Gründe anzuhören, die den Mitarbeiter dazu veranlassen, skeptisch zu sein. Dies zu tun, dann aber selbst eine Entscheidung zu treffen, wäre eigentlich ihre Aufgabe', so Blankertz. Der Coach und Sozialwissenschaftler ist sicher, Greiners Problem vor allem deshalb relativ schnell erfasst zu haben, weil er die Bemerkungen seiner Klientin vor dem Hintergrund der Ergebnisse eines neuen Tests betrachtet hat, dem 'Gestalttypen-Indikator' (GTI).
Extras:- Die sechs Phasen des Gestalttypen-Indikator-Modells für den Ablauf von Lebensprozessen wie 'arbeiten', 'einen Konflikt austragen' oder 'lieben'
- Service: Kurzrezension eines Buches zum Thema Gestalttherapie sowie einen Link- und einen Veranstaltungstipp