Führungskräfte tun sich heute oft schwer im Umgang mit Macht. Der Grund: Sie finden nicht das rechte Maß. In den vergangenen fetten Jahren schien Macht für viele von ihnen ein Fremdwort zu sein. In zahlreichen Unternehmen hatte sich eine Harmoniekultur breit gemacht, in der der Konsens das Goldene Kalb war, das alle umtanzten. Sprich: Jeder versuchte, Interessenkonflikte zu vermeiden, wo es nur ging, wobei manch wichtige Entscheidung auf der Strecke blieb. Das ging so lange gut, solange es den Unternehmen gut ging.
Heute jedoch, da vielen Firmen ein rauerer Wind um die Nase weht und die Marktbedingungen ein Höchstmaß an Flexibilität erzwingen, kommt man mit der trügerischen Harmoniekultur nicht mehr weiter. Unternehmerische Entscheidungen tun not. Wenn diese aber getroffen werden, ist zwangsläufig Macht im Spiel, denn jede Entscheidung enthält - weil sie andere Lösungswege verwirft - Konfliktpotenzial. Außerdem beruht jede Entscheidung nicht nur auf Fakten, sondern auch auf persönlichen Erfahrungen. Auch deshalb können unternehmerische Entscheidungen meist nicht im Konsens, sondern nur mit Macht getroffen und umgesetzt werden.
Der Einsatz von Macht wird heute jedoch, selbst wo er angemessen ist - etwa wenn ein Strategiewechsel nötig ist - von Seiten der Mitarbeiter zuweilen als 'autoritärer' Führungsstil missdeutet. Dass Führungskräfte plötzlich Leistung und Verhaltensänderungen einfordern, wirkt auf die Mitarbeiter 'autoritär'. Es ist aber nicht autoritär, denn indem eine Führungskraft dies tut, nimmt sie nur ihre Aufgabe wahr und nutzt die ihr verliehene Macht auf völlig legitime Weise.
Extras:- Autoritäre Führung versus zielorientierte Führung - zwei konträre Führungsstile im Vergleich
- Risiken und Nebenwirkungen beim Einsatz verschiedener Machtquellen
- Leserbefragung: Was die Leser von managerSeminare über den 'Umgang mit der Macht' denken
- Literaturtipps: Rezensionen dreier Bücher zum Thema Führung und Macht im Management