Führung meets Coaching
Führung meets Coaching

Der Projekt-Fahrstuhl

Warum es sinnvoll sein kann, ein Projekt als Fahrstuhlfahrt zu denken, erläutert Martin Wehrle.

Wie gelingt es, im Team ein Projekt vor dessen Start gedanklich möglichst dezidiert durchzugehen? Eine gute Möglichkeit dafür liefert die Fahrstuhl-Methode aus dem Coaching. Bei dieser wird ein Ablauf – wie der Name schon sagt – wie eine Fahrstuhlfahrt gedacht. Die Ausgangssituation ist dabei immer das Erdgeschoss, der zehnte Stock steht fürs Ziel. So lässt sich ein Projekt nicht nur besser planen, sondern auch unterwegs der aktuelle Stand viel klarer einordnen. Ein „Wir sind im vierten Stock“ wird dabei allen Beteiligten viel mehr sagen, als ein „Wir sind gut im Rennen!“. Die spielerische Skalierung macht alles konkreter.

Wer als Führungskraft die Methode ins Spiel bringt, sollte diesen Vorteil herausstreichen. Zum Beispiel: „Lasst uns das Projekt einmal als Fahrtstuhlfahrt in den zehnten Stock betrachten. Dann sind wir in der Lage, die einzelnen Schritte mit den Stockwerken gleichzusetzen – und wir wissen immer genau, wo wir uns gerade befinden.“ Begonnen wird dabei am besten am Ziel, also ganz oben. „Mal angenommen, wir wären schon im zehnten Stock, hätten unsere Arbeit also mit Erfolg abgeschlossen – woran genau würden wir merken, dass wir am Ziel angekommen sind?“

Über den Zielzustand nachzudenken, füllt Menschen mit Energie und schenkt ihnen Lösungsgedanken. Und zwar beides umso mehr, je anschaulicher sie den Zielzustand imaginieren. Durch konkrete Fragen kann der Vorstellung auf die Sprünge geholfen werden: „Was fällt euch als Erstes auf, wenn wir im zehnten Stock angekommen sind?“, „Welche Kleinigkeiten, die man erst auf den zweiten Blick sieht, machen den zehnten Stock aus?“, „Inwiefern unterscheidet sich das, was wir gerade beschreiben, vom neunten Stock?“

Wenn das Ziel, der zehnte Stock, perfekt beschrieben ist, geht es zum Beginn der Reise: „Wie kommen wir in den zehnten Stock? Beginnen wir im Erdgeschoss: Was müssen wir unternehmen, um den ersten Stock zu erreichen?“ Jetzt geht es darum, die ersten Schritte zu definieren. Bei Rückfragen, etwa nach möglichen Hindernissen, sollte immer wieder die Metapher aufgegriffen werden, was es allen erleichtert, gedanklich im Bild zu bleiben. „Ganz sicher, dass der Fahrstuhl einwandfrei fährt – oder an welchen Stellen könnte es rucken?“

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Auf diese Weise werden alle Stockwerke durchgegangen. Manchmal wird das Team sagen: „Es gibt keinen vierten Stock – wir können eigentlich gleich in den fünften fahren.“ In einem solchen Fall bietet sich eine Rückfrage an wie: „Dann muss zwischen dem dritten und dem fünften Stock also wirklich gar nichts passieren? Oder liegen doch ein paar winzige Aufgaben an?“ Meist kommt heraus, dass ein solcher Sprung eben doch nicht von alleine gelingt.

Spannend an der Methode ist, dass sich das Bild mit der Zeit in der gemeinsamen Vorstellung immer mehr verfestigt. Alle sprechen eine Sprache. Jeder und jede weiß, in welchem Stockwerk man gerade ist. Es ist, als würde man gemeinsam ein fantasievolles Spiel betreiben. So etwas verbindet. Hinzu kommt: Die Fantasie, mit der das Projekt betrachtet wird, überträgt sich erfahrungsgemäß auf die Lösung von Problemen im Verlauf – auch die fallen fantasievoller als sonst aus.

Der Autor: Martin Wehrle ist Karrierecoach und Coachausbilder mit eigener Akademie in Hamburg. Sein aktuelles Fachbuch heißt „Die Coaching-Schatzkiste“. Kontakt: www.karriereberater-akademie.de

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