Eigentlich sollte die neue Homepage in aller Stille enthüllt werden. Mit einer freundlichen Notiz im Intranet verkündete die Unternehmensspitze, dass der neue Internetauftritt jetzt fertig sei. Niemand in der Geschäftsleitung ahnte, wie groß die folgende Diskussion sein würde. Doch binnen weniger Minuten brach ein wahrer Sturm los: 153 Angestellte nutzten die im Intranet frisch eingeführte Kommentarfunktion, um ihre Meinung zur Website zu äußern – und längst nicht alle waren begeistert. Ein Mitarbeiter fand das Design 'schrottig', ein Kollege bemängelte 'total veraltete Technik'. Andere Mitarbeiter starteten kurzerhand eine Online-Abstimmung – mit eindeutigem Ergebnis: 88 Prozent der Teilnehmer waren dafür, zum alten Webauftritt zurückzukehren.
Dieser Fall ist nicht fiktiv. Er fand genau so bei T-Systems Multimedia Solutions statt. 'Wir sind ganz schön ins Schwitzen gekommen', erinnert sich Christine Rogge. Die Marketingleiterin der Telekom-Tochter war gezwungen, sofort zu reagieren: Zusammen mit der Geschäftsleitung sichtete sie alle Kritikpunkte und versprach der Belegschaft im Intranet, bis zum nächsten Tag, 12 Uhr, eine Liste mit Verbesserungen umzusetzen. 'Um 12.01 Uhr kamen schon die ersten Nachfragen', lacht Rogge. Mit Mitarbeitern, die besonders harsche Kritik geäußert hatten, telefonierte die Managerin sogar persönlich, um ihre Verbesserungsideen einzusammeln.
Der diplomatische Kurs brachte den Erfolg: Nach einer Woche waren die gröbsten Kanten am neuen Webauftritt ausgebügelt, aus der Belegschaft kam sogar vereinzelt Lob. Für die erfahrene Managerin markierte der Vorfall einen Wendepunkt: 'Die Firma hat uns gezwungen zu reagieren', erklärt Rogge, 'so etwas hätte es vor zehn Jahren nicht gegeben – ganz einfach, weil damals kein Rückkanal existierte.'
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