Jürgen Kühn lebt seinen Job, er arbeitet weniger. Der Manager leitet das Work-Life-Balance-Programm der Deutschen Telekom. 34 Stunden pro Woche wirkt er in der Bonner Konzernzentrale – also auf einer Teilzeitstelle von 90 Prozent. 'Meine Partnerin und ich haben zwei Kinder. Damit immer einer von uns zu Hause ist, wenn die Kinder aus der Schule kommen, haben wir beide unsere Arbeitszeit reduziert.'
94 Prozent der Frauen und 78 Prozent der Männer in Führungspositionen können sich vorstellen, es Jürgen Kühn gleich zu tun – also ihre Arbeitszeit herunterzuschrauben. Das hat die Unternehmensberatung Bain & Company in einer internationalen Studie ermittelt. Die wichtigsten Motive, die die 3.300 befragten leitenden Angestellten nennen: mehr Zeit für die Familie, die Möglichkeit zur berufsbegleitenden Weiterbildung oder die Sorge vor einem Burnout. Dabei wollen die Manager keineswegs deutlich weniger arbeiten als bisher. Vor allem vollzeitnahe Modelle mit 70 bis 90 Prozent der vollen Stundenzahl stehen hoch im Kurs. Viele können sich auch eine Teilzeitphase vorstellen, um danach wieder voll einzusteigen.
Nichtsdestotrotz ist das Modell Führen in Teilzeit in der Unternehmenswelt noch nicht über den Prototypstatus hinausgekommen. So viele Führungskräfte sich eine Reduzierung ihrer Arbeitszeit vorstellen können, so wenige haben diese Vorstellung bereits in die Tat umgesetzt. Diese wenigen sind in der Mehrheit Frauen in unteren und mittleren Führungspositionen, die ehemals eine Vollzeitstelle ausgefüllt haben und wegen ihrer Kinder kürzer getreten sind.
Extras:- Checkliste: Wie Teilzeit für Führungskräfte im Unternehmen eingeführt werden kann
- Literaturtipp: Kurzrezension eines Buchs über Work-Life-Balance