In den Top-Positionen waren 1991 bundesweit nur 3,3 % aller berufstätigen Frauen tätig - Männer 8,5 %. Vor allem in den Spitzenpositionen großer deutscher Unternehmen sind Frauen mit einem Anteil von 0,6 % stark unterrepräsentiert: In den Vorständen der 626 umsatzstärksten Aktiengesellschaften gab es 1991 zwölf Frauen, im Aufsichtsrat machte ihr Anteil 5 % aus. Eine Studie in der Zeitschrift 'Capital', die zum zweiten Mal binnen fünf Jahren von der Hamburger Betriebswirtschaftsprofessorin Dr. Sonja Bischoff 1986 und 1991 durchgeführt wurde, zeigt, daß sich in den oberen Chefetagen wenig bewegt hat, die Frauen aber mit einem Anteil von nunmehr 10 % immer mehr Einzug in das mittlere Management halten. Hier leitet mehr als jede zweite Frau einen Bereich oder eine Hauptabteilung, 1986 war es erst jede Vierte. In vielen Konzernen, wie z.B. Procter & Gamble, stellen weibliche Aufsteiger bereits die Hälfte des Führungsnachwuchses. Wer sind diese Frauen, die bereit sind, losgelöst vom traditionellen Rollenbild der Hausfrau, Mutter und Zuarbeiterin, unkonventionelle Berufswege einzuschlagen bzw. Spitzenpositionen anzustreben?
Nach der Untersuchung von Dr. Eva Preuss (1987) stammen Managerinnen in der Regel aus sozial höher gestellten Familien als ihre männlichen Counterparts, wobei weniger die Berufstätigkeit der Mutter als der Beruf des Vaters ausschlaggebend für den erfolgreichen Berufsweg der Tochter ist. Auch Sonja Bischoff (1990) stellte bei ihren Interviewpartnern fest, daß Frauen in Führungspositionen häufiger aus Familien kommen, in denen der Vater leitender Angestellter oder Beamter, Freiberufler oder Unternehmer ist, während die Männer häufiger als die Frauen angeben, daß der Vater mittlerer Angestellter, Beamter oder Arbeiter ist…
Beitrag von Dr. Astrid Habig, Susanne Motamedi, Bettina Mühlenberg-Lange, Dagmar Alberti, Eva Maria Roer aus managerSeminare 16, Juli 1994