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Forschungsexperiment

Leistungsvergleiche schwächen Leistung ab

Gerade Vertriebsmitarbeiter kennen das: Ihre Entlohnung hängt häufig davon ab, wie erfolgreich sie im Vergleich zu ihren Kollegen arbeiten. Dieser Vergleich von Verkaufszahlen gilt gemeinhin als zusätzlicher Leistungsanreiz. Sprich: Man geht davon aus, dass sich Mitarbeiter, die leistungsschwächer sind oder gerne mal dem Schlendrian verfallen, am Riemen reißen, wenn sie von den höheren Verkaufszahlen der Kollegen erfahren. Ein Experiment unter dem Dach des Bonner Wirtschaftsforschungsinstituts IZA (Institut zur Zukunft der Arbeit) von Forschern der Universitäten Lyon, Aarhus und East Anglia liefert nun jedoch Hinweise darauf, dass der Schaden, der durch öffentliche Leistungsvergleiche entsteht, größer ist als der Nutzen.

In dem Experiment mussten Probanden in verschiedenen Gruppen Rechenaufgaben lösen. Dabei kamen zwei verschiedene Bezahlsysteme zum Zuge: Einmal gab es pro gelöster Aufgabe einen Stücklohn. Ein anderes Mal erhielt der produktivste Rechner am Schluss den Gesamtgewinn, während alle anderen leer ausgingen. Immer erhielten die Teilnehmer Meldung über ihren eigenen Punktestand. Doch gab es drei Varianten im Spielverlauf, in denen die Teilnehmer mal überhaupt nicht, mal kontinuierlich und mal zur Halbzeit des Spiels über den Punktestand der Mitspieler informiert wurden. Die wichtigste Erkenntnis: Informationen über die Leistungen der Mitspieler beeinflussten den finalen Output rein quantitativ überhaupt nicht – und zwar gleichgültig, welches Bezahlsystem zum Einsatz kam. Allerdings sank die Leistungsqualität sowohl bei der Bezahlung pro Stück als auch bei der Bezahlung nur des Besten, wenn die Probanden Informationen über die Leistungen ihrer Mitspieler erhielten. Vor allem, wenn das Bezahlschema „Nur der Beste erhält alles“ zur Anwendung kam, rutschten die Leistungen der schwächeren Spieler in den Keller, wenn sie kontinuierlich über den Leistungsstand der Mitspieler in Kenntnis gesetzt wurden. Bei ihnen traten signifikant mehr Fehler auf.

Die Ursachen vermuten die Forscher in Stress und Verunsicherung. Zwar führte der Leistungsvergleich bei den Starken vereinzelt zu gesteigerten Anstrengungen, wenn am Schluss der Beste alles erhalten sollte. Doch reichten diese positiven Effekte nicht aus, um das verschlechterte Gesamtergebnis auszugleichen. Zwar lassen sich Ergebnisse aus Laborsituationen nicht eins zu eins auf die Unternehmensrealität übertragen. Gleichwohl warnen die Forscher, Leistungsvergleiche innerhalb von Unternehmen als unproblematischen Motivationsanreiz anzusehen. Die englischsprachige Studie steht als Discussion-Paper (Titel: „Feedback and Incentives: Experimental Evidence“) zum kostenlosen Download bereit.
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