Teilzeitkräfte wollen keine Karriere machen und überhaupt ist Führung nicht nicht teilbar. Mit solchen Vorurteilen sahen sich die Arbeitszeitberater des Pilotprojektes „Mobilzeit für Fach- und Führungskräfte“ konfrontiert, die im Auftrag des Bundesfamilienministeriums rund 100 Unternehmen verschiedener Branchen und Größen berieten. Vor allem das Management steht Mobilzeitmodellen skeptisch gegenüber, was erklärt, warum nur wenige Führungskräfte von der Möglichkeit der Teilzeitarbeit Gebrauch machen.
Dabei gibt es ausgefeilte Modelle flexibler Arbeitszeit: die herkömmliche Teilzeit mit verringerter aber fester Stundenzahl oder die sogenannte vollzeitnahe Teilzeit mit 80 Prozent der tariflich vereinbarten Stunden als Vier-Tage-Woche oder Sechs-Stunden-Tag. Bei flexibler Teilzeit werden abhängig vom aktuellen Arbeitsaufkommen auf einem Arbeitszeitkonto Soll- und Habenstunden meist binnen eines Jahres miteinander verrechnet und ausgeglichen. Oder die Halbtagsstelle, bei der ein halbes Jahr ganze Tage gearbeitet wird und dann ein halbes Jahr Freizeit folgt. „Jobsharing“ heißt die Lösung für ganztägig zu besetzende Arbeitsplätze. Zwei Teilzeitkräfte stimmen hier ihren Einsatzplan miteinander ab.
Nachgefragt werden diese Arbeitszeitmodelle zu 90 Prozent von Frauen, die selten Führungspositionen innehaben, wenn sie, meist aus familiären Gründen, beruflich kürzer treten müssen. Alleinstehende, die sich dafür interessieren, gelten immer noch als „freizeitorientiert“.
Tatsächlich hat traditionelle Teilzeit bei Führungskräften kaum eine Chance. Das bestätigt Martin Siebert, bei der Siemens AG zuständig für Personalfragen. Bei den außertariflich bezahlten Mitarbeitern von Siemens fänden Sabbaticals den größten Zuspruch.
Betty Zucker, Mitglied der Geschäftsführung des Gottlieb Dudweiler Instituts für wirtschaftliche und soziale Studien in Rüschlikon bei Zürich vermutet gar, daß das Sabbatjahr eines Tages zum Manager-Alltag gehören wird, da nachhaltige Impulse vor allem jenseits des eigenen Gartenzauns zu gewinnen seien.
Das Sabbatical - das Aussteigen auf Zeit - ist auf zwei Arten finanzier- und durchführbar. Zum einen können über mehrere Jahre Plusstunden auf einem Langzeitkonto gutgeschrieben und nach entsprechend langer Anspardauer als Freizeitblock gewährt werden. Bei dem anderen Modell wird die Freistellung über einen anteiligen Gehaltsverzicht finanziert, wobei der Aussteiger mit Vollzeitvertrag für einen bestimmten Zeitraum weniger ausgezahlt bekommt. Dafür laufen die Bezüge inklusive Sozialversicherung auch während der Auszeit weiter.
Ob Teilzeitarbeit oder Sabbatical, im Abschlußbericht des Bundesministeiums zum Projekt „Mobilzeit“ wird festgestellt, daß Mitarbeiter motivierter und leistungsbereiter sind und zudem die Selbständigkeit der einzelnen Mitarbeiter durch flexibel gehaltene Arbeitszeit steigt. Bevor aber in den Köpfen der Betroffenen die Einstellung verankert ist, daß das Ergebnis zählt und nicht das Sitzfleisch, kann es sicherlich noch einige Zeit dauern.