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Übersicht AnsprechpartnerNur wer ehrliches und konstruktives Feedback erhält, kann sich verbessern. Scheinbar kommen solche Rückmeldungen jedoch Männern häufiger zugute als Frauen, wie Studien von amerikanischen Wissenschaftlerinnen zeigen: In zwei Experimenten mit insgesamt rund 250 Teilnehmenden wiesen Lily Jampol und Vivian Zayas nach, dass Frauen weniger akkurates und stärker ins Positive verzerrtes Feedback erhalten. Im ersten Experiment sollten die Probanden das Geschlecht einer beurteilten Person erraten. Hier zeigte sich: Die Beurteilten wurden doppelt so häufig für eine Frau gehalten, wenn das Feedback freundlich, aber kaum wahrheitsgemäß war – anstatt hart, aber wahr.
Im zweiten Experiment sollten die Probanden zwei schlecht geschriebene Essays bewerten. Danach erhielten sie die Information, dass ein Essay von einer Frau und einer von einem Mann verfasst wurde – und sollten dem Autor bzw. der Autorin direktes Feedback und auch eine Note geben. Die direkte Kritik für die Autorin wich daraufhin fast eine volle Note nach oben ab im Vergleich zur vorherigen Beurteilung. Bei der Kritik für den männlichen Autor zeigte sich dieser Effekt jedoch nicht. In Bezug auf den beruflichen Kontext können diese Ergebnisse in den Augen der Forscherinnen darauf hindeuten, dass Frauen in ihren Möglichkeiten eingeschränkt werden, ihre Leistungen richtig einzuschätzen und sich entsprechend zu verbessern. Im Sinne der Chancengleichheit sollte deshalb darauf geachtet werden, Feedback möglichst wahrheitsgemäß zu verfassen und es nicht zu verweichlichen – egal bei welchem Geschlecht.
Beitrag von Marie Pein aus managerSeminare 287, Februar 2022