Familienfreundliche Unternehmen sind wirtschaftlich effizienter als nicht familienbewusste Firmen. Das zeigt eine repräsentative Untersuchung, die das Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik (FFP) im Auftrag der Initiative 'Beruf und Familie' der gemeinnützigen Hertie-Stiftung durchgeführt hat. Die Studie, für die 1.001 Unternehmen befragt wurden, liefert erstmals generalisierbare Aussagen über die betriebswirtschaftlichen Effekte einer familienbewussten Personalpolitik.
Die Untersuchung lief in zwei Stufen ab: Zunächst wurde auf Grundlage eines Index mit 21 Fragen das Familienbewusstsein der Unternehmen ermittelt, das sich beispielsweise in familienfreundlichen Maßnahmen oder einer familienfreundlichen Unternehmenskultur äußert. Der errechnete Wert konnte zwischen 0 (überhaupt nicht familienbewusst) und 100 (sehr familienbewusst) liegen. Dann wurde ermittelt, ob und wie die Familienfreundlichkeit auf betriebswirtschaftlich relevante Aspekte wie Mitarbeiterproduktivität, Mitarbeiterfluktuation und Fehlzeiten wirkt. Das Ergebnis fiel erstaunlich klar aus: 'Bei 20 betriebswirtschaftlichen Kennzahlen konnten wir einen signifikanten Einfluss des betrieblichen Familienbewusstseins feststellen', konstatiert Projektleiter Professor Dr. Dr. Helmut Schneider.
Im Durchschnitt liegt der Zielerreichungsgrad familienbewusster Firmen, was wichtige betriebswirtschaftliche Kennzahlen anbelangt, um 15 Prozent höher als bei weniger familienbewussten Betrieben. Besonders stark fällt die Wirkung beim Bewerberpool ins Auge: Familienfreundliche Firmen schneiden hier um 26 Prozent besser ab als andere Betriebe. Sie erhalten auf ausgeschriebene Stellen mehr Bewerbungen und können sich auch über mehr Initiativbewerbungen freuen. Zudem ist die Qualität ihrer Bewerber tendenziell höher. Auch die Bindung von Mitarbeitern gelingt den familienfreundlichen Betrieben besser. Ebenso zeigen sich günstige Auswirkungen auf Mitarbeitermotivation und -produktivität. 'Zwar ergeben sich die positiven betriebswirtschaftlichen Aspekte nicht ausschließlich aus dem Angebot einer familienbewussten Personalpolitik, sondern aus einer Vielzahl möglicher Determinanten', räumt Projektleiterin Professor Dr. Irene Gerlach ein. Dennoch weisen ihrer Ansicht nach die Unterschiede zwischen wenig und stark familienbewussten Firmen eindeutig auf das Potenzial familienbewusster Personalpolitik hin.
Familienfreundlichkeit bringt wirtschaftlichen Nutzen*
- Bewerberpool    26%
- Humankapitalakkumulation    18%
- Mitarbeiterproduktivität    17%
- Motivation    17%
- Mitarbeiterbindung    17%
- Wiedereingliederungskosten    14%
- Mitarbeiterzufriedenheit    13%
- Fehlzeiten    13%
- Kundenbindung    12%
- Kosten vakanter Stellen    8%
- Bewerberqualität    4%
* Die Prozentzahlen zeigen an, um wie viel besser familienfreundliche Firmen im Hinblick auf das jeweilige Ziel gegenüber weniger familienfreundlichen Betrieben abschneiden.
Quelle: Studie 'Betriebswirtschaftliche Effekte einer familienbewussten Personalpolitik: Ergebnisse einer repräsentativen Unternehmensbefragung', Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik (FFP), Münster 2008. Befragt wurden 1.001 Unternehmen.