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Entscheidungsverhalten

Für andere lieber aus dem Vollen schöpfen

Wer die Wahl hat, hat die Qual? Dass dies nicht immer richtig ist zeigt eine aktuelle Untersuchung von Evan Polman, Assistenzprofessor für Management und Organisation an der New York University. Demnach fühlen sich Menschen bei ihren Entscheidungen nur dann durch ein besonders reichhaltiges Angebot enerviert, wenn sie eine Entscheidung für sich selbst treffen müssen. Ganz anders ist es, wenn Menschen für andere entscheiden: Dann wird eine Vielzahl von Möglichkeiten nicht etwa als Belastung empfunden, sondern offenbar wertgeschätzt. In Experimenten, die Polmann durchgeführt hat, zeigten sich jedenfalls Probanden vor allem dann mit ihrer Entscheidung für andere zufrieden, wenn sie aus einer großen Palette von Möglichkeiten wählen konnten. Offenbar wirkt hier ein psychologischer Mechanismus, der bereits in den Neunzigerjahren beschrieben wurde: Demnach geht es Menschen beim Entscheiden zum einen darum, einen Gewinn zu machen, zum anderen aber auch darum, Risiken zu minimieren. Es scheint, dass beim Entscheiden für die eigene Person das Risikovermeidungsdenken stärker im Vordergrund steht (wer eine große Auswahl hat, kann auch leicht einen Fehlgriff tun) und beim Entscheiden für andere eher die Furcht, eine gute Option auszulassen, nach dem Motto: Wer eine große Auswahl hat, hat auch gute Möglichkeiten, das Richtige zu wählen. Womöglich fühlen sich Menschen, die Entscheidungen für andere treffen, deshalb mit mehr Optionen wohler.

Über die Qualität der Entscheidungen sagen solche Unterschiede noch nichts aus. 'Um die psychologischen Vorgänge zu wissen, heißt aber immerhin, sensibel dafür zu sein, dass es sein kann, dass man Entscheidungen für andere eventuell risikofreudiger oder weniger risikofreudig, besonders gut durchdacht oder weniger gut durchdacht fällt', erklärt Polman. Sich dies klarzumachen, ist wichtig für Manager, die oft Entscheidungen für andere treffen müssen, meint der Wissenschaftler. 'Wenn Manager sich bewusst sind, dass sie für andere anders entscheiden als für sich selbst, können sie ihre Entscheidung besser begründen.'

Die Studie 'Effects of Self-Other Decision Making on Regulatory Focus and Choice Overload' ist im Journal of Personality and Social Psychology, März 2012, Advance Online Publication, doi:10.1037/a0026966, erschienen. Kostenpunkt: ca. 10 Euro.

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