Ohne Ehrgeiz hilft der EQ nicht

Emotionale Intelligenz fördert die Karriere. Der Satz stimmt, aber nicht ganz. Denn emotional kluge Menschen sind nicht wegen ihres EQ automatisch im klassischen Sinne beruflich erfolgreich, also etwa in puncto Einkommensentwicklung. Emotionale Intelligenz ist höchstens ein Vehikel, das seine karriereförderliche Wirkung erst dann entfaltet, wenn ein anderer wichtiger Faktor hinzukommt: nämlich Ehrgeiz. Nachgewiesen haben dies Wissenschaftler der Universitäten Bonn, Heidelberg und Illinois in einer aktuellen Studie. Im Rahmen der Untersuchung wurden u.a. 145 Absolventen deutscher Business Schools mit mindestens fünfjähriger Arbeitserfahrung im Hinblick auf ihre emotionale Intelligenz getestet. Außerdem sollten die Probanden Auskunft über ihr aktuelles Einkommen sowie über ihre Karrieremotive geben. Zwei Jahre später wurden sie abermals über ihr Einkommen sowie ihren selbst eingeschätzten Marktwert befragt.

Das Resultat: Jene emotional Klügeren, die in der ersten Untersuchung über eine hohe Karrieremotivation verfügten, verdienten nach zwei Jahren mehr als diejenigen mit niedrigeren EQ-Werten und sie schätzten zudem ihren Marktwert höher ein. Karrierewillen und emotionale Intelligenz stehen jedoch in keinem Zusammenhang. 'Es gibt genauso viele emotional gering Intelligente wie emotional Intelligente, die gering, mittel oder hoch karrierewillig sind', stellt Dr. Gerhard Blickle klar, der als Professor für Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie am Institut für Psychologie der Universität Bonn forscht. Demnach brauchen wir uns auch weiterhin nicht darüber zu wundern, dass viele emotional hochintelligente Menschen schlecht bezahlte Jobs ausüben. Umgekehrt müssen wir aber auch nicht fürchten, dass nur eiskalte Karrieristen auf den gut dotierten Chefposten sitzen.