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E-Learning in Entwicklungsländern

Von Usern und Losern

Erhalten arme Menschen in Entwicklungsländern durch den Einsatz digitaler Lerntechnologien bessere Bildungs- und Aufstiegschancen? Derzeit ist leider das Gegenteil der Fall: Computer- und onlinebasiertes Lernen verschärft sogar das Bildungsgefälle zwischen Reich und Arm. Zu diesem ernüchternden Schluss gelangt die britische Forscherin Shalni Gulati von der University of Oxford auf Basis einer Querschnittsuntersuchung. In ihrer in verschiedenen Medien veröffentlichten Review 'Technology-Enhanced Learning in Developing Nations' konstatiert Gulati, dass die Masse der Bevölkerung in den Entwicklungsländern durch die Einführung von modernen Informations- und Kommunikationstechnologien noch stärker als bisher von der solventen und gebildeten Minderheit abgehängt wird. Soziale Ungleichheiten werden durch die Technologien nicht ausgeglichen, sondern verschärft. Denn es sind fast ausschließlich Angehörige der Ober- und oberen Mittelschicht, Stadtbewohner und Männer, die die neuen Technologien für sich nutzen können.

Der große Rest dagegen steht vor derzeit nahezu unüberwindlichen Hindernissen: Telefon- und Internetverbindungen sind nicht vorhanden und wenn doch, dann meist unerschwinglich teuer. In vielen Gegenden fehlt es nach wie vor an Elektrizität. Und wo es sogar an Nahrung und Trinkwasser mangelt, ist erst recht kein Geld für computerbasiertes Lernen da. Es gibt darüber hinaus kaum Lehrpersonal, das sich im Umgang mit den neuen Lerntechnologien auskennt. Das heißt auch, es besteht eine enorme Abhängigkeit von westlichen Experten und westlichem Lernmaterial, das somit oft auch nicht an die Bedürfnisse der Nutzer angepasst ist. Zudem können zahlreiche kulturelle Faktoren der Nutzung von IT-Lernangeboten im Wege stehen. So ist es Frauen z.B. in vielen Ländern unmöglich, allein ein Lernzentrum aufzusuchen. Gulati rät angesichts dieser betrüblichen Erfahrungen nicht von der Idee ab, mithilfe von modernen Technologien breiten Bevölkerungsschichten den Zugang zur Bildung zu ermöglichen, betont jedoch, dass sich sehr viel an den Rahmenbedingungen ändern muss, dass es ganzheitlichere Strategien als bisher braucht, damit E-Learning in unterentwickelten Ländern diejenigen erreicht, die Bildung am dringendsten nötig haben.

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