In den Mittagsstunden des 20. November 2009 weht ein samtweiches Lüftchen durch die Straßen von Berlin: ein Wetter wie gemacht für Entdeckungstouren. Und die stehen an: Am zweiten Tag des Kongresses 'X-Organisationen' verlassen die Teilnehmer die Veranstaltungsstätte, die Alte Kalkscheune in Berlin-Mitte. Zwölf Gruppen, je um die zehn bis 20 Männer und Frauen, ziehen los. Wie jeder Berlin-Touri stehen sie an Straßenecken, stecken die Nase in den Stadtplan, schießen Fotos und studieren U-Bahn-Pläne. Aber sie suchen nach etwas anderem als Postkartenmotiven: Sie sind auf der Suche nach der 'neuen Gegenwart'.
Die 'neue Gegenwart' ist das diesjährige Motto des Kongresses. Sie zu erfahren ist nach Meinung des Veranstalters, des Management Zentrum Witten (MZW), angesichts der Krise nötiger denn je. 'Wir sagen nicht etwa, was heute angesagt wäre. Genau hinschauen, sich auf die eigene Wahrnehmung konzentrieren und dabei auf seine herkömmlichen Tools einfach mal verzichten, um später mit den alten, für gut befundenen, und womöglich mit neuen, für besser befundenen, neu zu starten – das ist es, wozu der Kongress anregen soll', erklärt Torsten Groth, Geschäftsführer des MZW, das Konzept der Veranstaltung.
Die Beobachtung schulen – das soll u.a. das Format der Expeditionen leisten. Eine 15-köpfige Gruppe besichtigt etwa in Kreuzberg in einem alten Fabrikgebäude die 'neue Arbeitswelt'. Diese sieht auf den ersten Blick aus wie ein typisches Junge-Leute-Café: ein moderner, lichtdurchfluteter Glasvorbau, der gleichzeitig als Foyer wie auch Aufenthaltsraum dient. Darin: eine Bartheke, viele Tische, Stühle, Sitzecken – und junge Menschen, die zusammensitzen, sich unterhalten, in ihr aufgeklapptes Laptop tippen, an einem Latte Macchiato nippen.