Ganzheitlich. In der Medizin ist dieser Begriff gang und gäbe. Der Körper kein Einzelteillager, sondern ein offenes System, dessen Teile in wechselseitiger Beziehung zueinander, zur Gesamtheit und zur Außenwelt stehen. Dr. Nino Tomaschek hat diese Betrachtungsweise auf die Welt der Wirtschaft und der Organisationen übertragen – und hier beobachtet er große Defizite.
'Mitglieder einer Organisation', so der Direktor des Postgraduate Center an der Universität Wien, 'nehmen in der Regel nur ihre unmittelbare Umgebung wahr, ihre Abteilung, ihr Team, ihren Aufgabenbereich – ihnen fehlt das Verständnis für die Gesamtheit des Unternehmens und für seine internen Zusammenhänge.'
Mit dem Blick nur auf den eigenen Schreibtisch aber kann nachhaltige Veränderung nicht stattfinden, sagt Tomaschek, der als ehemaliger Programmleiter und Geschäftsführer des MBA-Studiengangs Systemische Organisationsentwicklung in Augsburg Bücher zum Thema herausgegeben und Konferenzen veranstaltet hat. Ohne Gespür für das große Ganze ließen sich die vielfältigen Ressourcen nicht vollständig ausschöpfen, komme das Potenzial des Unternehmens nicht zur Geltung. 'Bei den Organisationsmitgliedern muss zuvor ein Organisationsbewusstsein entstehen', nennt Tomaschek ein Stichwort, das unter Weiterbildnern und Beratern in jüngster Zeit häufiger fällt.
Doch was versteht man unter Organisationsbewusstsein? Wie sehen Transformationsprozesse weg vom Kästchendenken hin zu einer ganzheitlich aufgestellten Organisation in der Praxis aus? Und inwieweit können durch die propagierte Ganzheitlichkeit wirklich Leistungsfähigkeit, Lebendigkeit und Innovation des gesamten Unternehmens gesteigert werden?
Extras:- Literaturtipps: Kurzrezensionen von drei Büchern zum Thema Organisationsbewusstsein und Organisationsentwicklung