In wenigen Monaten beginnt in China eine neue Zeitrechnung. Im Spätsommer tritt der Volkskongress zusammen und veranlasst die Bildung einer neuen Regierung. Es ist der erste Wechsel an der Spitze des Staates seit zehn Jahren. Die neuen Köpfe, so viel steht schon fest, werden alles daran setzen, das Schwellenland weiter nach vorne zu bringen. Für Unternehmen aus dem Westen wird das Land ein neues Gesicht bekommen.
Wer genau hinsieht, erkennt das zukünftige Bild schon heute. Starbucks, Hochgeschwindigkeitszüge und ein neuer, globalisierter Typ Manager gehören ebenso dazu wie wachsender Wohlstand für alle. Das Billiglohnparadies hingegen, in dem es Schraubenzieher und Plastikfiguren für ein paar Cent gibt, wird es bald nicht mehr geben.
Anker aller Veränderungen, mit denen Einkäufer, Investoren und westliche Manager rechnen sollten, ist eine einzige Zahl: Die Lohnkosten in China steigen um 20 Prozent im Jahr. 'Das ist mehr, als wir es in Deutschland aus den dynamischsten Wirtschaftswunderjahren gewohnt sind', beschreibt Udo Glittenberg, Geschäftsführer der Deutsch-Chinesischen Kooperationsberatung, Seck, die Entwicklung. Zwar haben die Löhne noch nicht europäisches Niveau erreicht - aber das Steigerungstempo ist atemberaubend. Alle vier bis sechs Jahre verdoppeln sich die Personalkosten.
Martin Krott spürt diese Entwicklung seit Jahren. '12 Prozent mehr Lohn für die Arbeiter, 20 Prozent mehr für die Bürokräfte', rechnet der CEO von Trodat China vor, was er seinen Mitarbeitern allein dieses Jahr schon zusätzlich in die Lohntüte gesteckt hat. Seit knapp zehn Jahren leitet er das China-Geschäft des Gummistempelherstellers aus dem österreichischen Wels. Sein Unternehmen hat den typischen Fruchtwechsel mitgemacht, den alle Ausländer im Reich der Mitte kennen.
Extras:- Erfolg in China: Vertriebsexperte Gerald Boess im Interview
- Literaturtipps: Kurzrezensionen zweier Bücher über Trends und Leadership in China