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Deutsche Universität für Weiterbildung

'Wir schließen eine Lücke auf dem Weiterbildungsmarkt'

Nach einigen Verzögerungen ist es soweit: Im Oktober 2009 öffnet die erste Deutsche Universität für Weiterbildung (DUW) in Berlin ihre Pforten. Sie hat jüngst ihr Start-Studienprogramm vorgelegt. managerSeminare fragte Gründungspräsidentin Professor Dr. Ada Pellert nach Sinn, Zweck und Zielen der neuen Bildungsorganisation.

Frau Professor Dr. Pellert, viele Universitäten bieten akademische Weiterbildung an. Das gesamte Studiensystem sieht seit Bologna die Einteilung in Bachelor- und weiterbildende Master-Studiengänge vor. Weiterbildung ist daher sozusagen universitärer Usus. Wieso braucht es da noch eine spezielle Weiterbildungsuni?

Ada Pellert: Die meisten Unis denken mit Blick auf ihre Master-Programme noch sehr konsekutiv und stellen sich nicht auf Personen ein, die sich nebenberuflich weiterbilden wollen. Sie konzentrieren sich bislang auf jene Bachelor-Absolventen, die gleich nach ihrem Abschluss einen Vollzeit-Master anschließen. Ich schätze, hierzulande sind maximal zehn Prozent der Master-Studiengänge berufsbegleitend, während es im angelsächsischen Raum 40 Prozent sind. Das ist eine riesige Lücke. Und in genau diese Lücke stoßen wir vor, weil wir Master-Programme anbieten, die gezielt auf Berufstätige zugeschnitten sind.

Wie kommen Sie Ihrer Klientel entgegen?

Pellert: Zum einen organisatorisch, zum anderen inhaltlich. Organisatorisch setzen wir konsequent auf ein Blended-Learning-Konzept, das auf schriftlichem Studienmaterial, Onlinekursen, einer Lernplattform und Präsenzanteilen in sehr gemäßigter Dosierung fußt. Inhaltlich achten wir darauf, die Studienprogramme so zu gestalten, dass die Teilnehmer nicht wie Studenten im Erststudium ex cathedra belehrt werden. Es geht uns vielmehr darum, den Studierenden zu ermöglichen, ihre Erfahrungen mitzubringen und zum Gegenstand des Studiums zu machen.

Herkömmliche Business-Schools richten sich meist auch gezielt an Berufstätige und wollen solch eine Austauschplattform sein ...

Pellert: Business-Schools bieten in der Regel aber nur klassische Master-of-Business-Administration-Abschlüsse an. Sie sind also vor allem betriebswirtschaftlich orientiert. Unser Profil ist dagegen ein anderes: Wir starten im Herbst mit einem Portfolio von zunächst drei zweijährigen Masterstudiengängen und neun Zertifikatskursen in den Fachbereichen 'Wirtschaft und Management', 'Bildung' sowie 'Gesundheit'.  Die Studiengänge qualifizieren für die Fachrichtungen Compliance, Bildungs- und Kompetenzmanagement sowie Drug Research and Management und schließen jeweils mit einem Master of Arts bzw. mit einem Master of Science ab. Wir haben somit eine größere thematische Bandbreite als Business-Schools.

Neben den Studiengängen bieten Sie auch einzeln buchbare Module aus den Studiengängen bzw. Stand-alone-Kurse an. Doch solche Angebote, etwa zum Thema Change-Management, gibt es wie Sand am Meer, von Universitäten wie auch von seiten nichtakademischer Anbieter. Wie soll sich die DUW in diesem Wettbewerb behaupten?

Pellert: Wir sehen uns – mit Blick auf das nichtakademische Weiterbildungsangebot – als ergänzendes Puzzlestück. Unser Zielgruppensegment ist ja sehr speziell: Wir richten uns ausschließlich an Personen mit Erstabschluss aus gehobenen Berufstätigkeiten, die auf der Suche nach neuen Forschungsergebnissen und Arbeitsmethoden sind, um ihre Berufsfelder weiterentwickeln zu können. Unsere Teilnehmer erhalten ein universitäres Zertifikat. Das hat schon mal eine andere Wertigkeit als das, was man von nichtuniversitären Anbietern erhält. Und sie können in unseren Kursen Credit-Points sammeln, die sich später auf ein Studium anrechnen lassen. Dabei müssen wir uns aber natürlich immer wieder fragen: Was genau ist das Wissenschaftliche an unserem Angebot? Schließlich sollen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen auch inhaltlich merken, dass sie an einer Universität sind. Idealerweise sollten die Weiterbildungsforschungen, die wir unter unserem Dach anstreben, auf die Studienangebote zurückwirken. Forschung und Praxis in Sachen Weiterbildung unter einem Dach – das ist unser spezifischer Ansatz. Wir sehen uns aber auch als Experimentierplatz, von dem die anderen Universitäten lernen können. Diese werden ja zunehmend sensibel dafür, dass sie – auch angesichts des demografischen Wandels – neue Zielgruppen ins Visier nehmen müssen. Der Boden ist aufgebrochen. Es gibt derzeit in der universitären Landschaft allerdings allgemein eine Suche nach den richtigen Organisationsformen für Weiterbildung. Da sehen wir die DUW auch als eine Art Treiber, der sich mit seinen konzentrierten Erfahrungen in die bildungspolitische Debatte einbringen kann.

Die DUW fußt organisatorisch auf einer Kooperation der Freien Universität Berlin mit der Klett-Gruppe, wird also von einer Public-Private-Partnership getragen. Wo liegt der Nutzen dieser Organisationsform?

Pellert: Der Vorteil ist, dass sich Wirtschaft und Bildung hier wirklich treffen. Wissenschafts­einrichtungen sind Expertenorganisationen. Das bedeutet in der Regel: Sie denken angebotsorientiert. Sie meinen, was sie als wichtig erkannt haben, ist auch dem Rest der Welt wichtig. Aber oft stimmt das gar nicht. Genau da helfen Wirtschaftspartner wie die Klett-Gruppe als Vertreter der Nachfragerseite und damit Korrektiv weiter.

Die Klett-Gruppe bringt fünf Millionen Euro als Startguthaben in die fünfjährige Aufbauphase der DUW ein. Aber reichen fünf Millionen für solch ein Vorhaben?

Pellert: Vor dem Hintergrund, dass uns der andere Kooperationspartner, die FU Berlin, auf ihrem Campus in Dahlem ein Gebäude zur Verfügung stellt und dass wir dort die gesamte Infrastruktur der Universität im Rücken haben, reicht es in der Tat aus. Mitbedenken muss man auch das kognitive Kapital, die zahlreichen Kooperationsmöglichkeiten und das wissenschaftliche Umfeld, das die FU darstellt. In Zukunft werden wir uns für den Forschungsbereich allerdings um weitere Sponsorengelder bemühen. Und der Lehrbetrieb soll sich aus den Studiengebühren finanzieren.

Wie viel sollen die Studienprogramme kosten und welche Studentenzahlen streben Sie an?

Pellert: Wir hoffen, innerhalb der ersten fünf Jahre bis zu 1.500 Studenten in den Master- und Zertifikatsprogrammenn für uns zu gewinnen. Kosten soll ein solches zweijähriges Programm 15.000 Euro. Bei den einzelnen Modulen als Stand-Alone werden 3.600 Euro fällig, ein einzelner Kurs soll 1.500 Euro kosten.

Haben Sie schon ausreichend Personal im Boot, um einen funktionierenden Lehrbetrieb zu gewährleisten?

Pellert: Wir haben vier Departments – Management, Bildung, Kommunikation und Gesundheit – und die sollen alle von einem hauptamtlichen Professor oder einer Professorin geleitet werden. Davon haben wir bisher zwei. Eine weitere Professur wird im Mai ausgeschrieben, noch eine im Herbst. In den nächsten Jahren soll dann noch eine Hand voll hauptamtlicher Professoren hinzukommen, schließlich wollen wir die Masterstudienprogramme innerhalb der nächsten fünf Jahre auf 12 aufstocken und noch ein breiteres Portfolio von Einzelkursen aufbauen. Abgesehen davon, haben wir derzeit 16 Festangestellte in verschiedenen unterstützenden Funktionen – von der Programmentwicklung bis zur Studiengangsleitung. Die meisten Lehrenden sind – und werden – aber nicht fest angestellt sein, sondern flexibel eingesetzt. Wir setzen da auf Kooperationen mit Hochschulen, wobei wir nicht zuletzt auch da das dichte Netzwerk der FU nutzen können.
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